Schotterrasen. Was ist das? Liest sich irgendwie abschreckend…
Ist das auch gut für die Natur? Klingt irgendwie nach „Schottergarten“ ….
Genau das habe ich bei der Besichtigung eines naturnah gestalteten Gartens erlebt. Die Besitzerin hat an verschiedenen Ecken ihres Gartens erklärende Schilder aufgestellt. Vor dem Schild des Naturgarten e.V. „Blumen-Schotterrasen“ standen die Besucher*innen kopfschüttelnd und haben sich verächtlich abgewendet.
Warum? Wahrscheinlich war das Wort „Schotter“ für sie so negativ besetzt, dass sie es sofort mit „Schottergarten“ in Verbindung brachten?
In diesem Beitrag möchte ich deshalb den Unterschieden zwischen Schotterrasen und Schottergarten auf den Grund gehen. Was ist wofür geeignet, was sind die Vor- und Nachteile und gibt es Alternativen?
All diese Fragen werden in diesem Blogbeitrag beantwortet, damit du die beste Entscheidung für deinen Garten treffen kannst.
SchotterRASEN – SchotterGARTEN: Was ist was?
Schotter ist nicht gleich Schotter. Und obwohl die deutsche Sprache versucht, Dinge präzise zu fassen, wird hier leider ein Begriff für zwei Konzepte verwendet, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Ich spreche zum einen von SchotterRASEN und zum anderen von SchotterGARTEN.
Lass uns kurz in die Definitionen eintauchen, bevor du erfährst, welchen der beiden Begriffe du wirklich brauchst! Oder ob vielleicht ein drittes Gestaltungskonzept besser zu dir passt?
Schotterrasen
Schotterrasen Definition
Ein Schotterrasen ist eine Rasenfläche, die mit einer Schicht Schotter unterlegt ist. Diese Art des Aufbaus ist besonders robust und stabil, was ideal für Bereiche ist, die gelegentlich befahren oder begangen werden.
Aber: Anders als das Wort vermuten lässt, ist SchotterRASEN weniger als Ersatz für Rasen gedacht, sondern eher als Ersatz für Flächen, die normalerweise gepflastert sind, weil sie als Parkplatz oder Sitzbereich dienen.
Schotterrasen wird auch BLUMENschotterrasen genannt. Diese Bezeichnung ist zutreffender, da hier die Blumen im Mittelpunkt stehen. Sie sollen und dürfen unbedingt hier wachsen.
Der Blumenschotterrasen ist ein sehr beliebtes Konzept im Naturgarten, da er einen hohen ökologischen Wert hat: Er bietet Lebensraum für immer seltener werdende Pflanzen und Tiere, die trockene Standorte zum Überleben brauchen.
Argumente für einen Blumenschotterrasen
- Er hat eine versickerungsfähige Oberfläche: D. h. im Gegensatz zu Pflastersteinen oder Terrassenplatten kann der Boden Regenwasser viel besser aufnehmen.
- Er ist im Vergleich zu Pflastersteinen oder Terrassenplatten kostengünstig und pflegeleicht.
- Auch bei häufigem Begehen oder Befahren entstehen nur kurzzeitig vegetationsfreie Stellen. Bei Nichtbenutzung wachsen sie schnell wieder zu.
Einen Schotterrasen legst du an, wenn du in deinem Garten befestigte Flächen für verschiedene Zwecke brauchst – zum Beispiel für Wege, Sitzplätze oder Parkplätze. Mit einem Schotterrasen kannst du sie so gestalten, dass sie gleichzeitig Lebensraum für Pflanzen und Tiere sind.
Schottergarten
Schottergarten Definition
Werfen wir einen Blick in Wikipedia. Dort werden Schottergärten wie folgt beschrieben:
„Ein Schottergarten ist eine großflächig mit Steinen bedeckte Gartenfläche, in welcher die Steine das hauptsächliche Gestaltungsmittel sind. Pflanzen kommen nicht oder nur in geringer Zahl vor, wenn, dann oft durch strengen Formschnitt künstlich gestaltet. Als Steinmaterial kommen häufig gebrochene Steine mit scharfen Kanten und ohne Rundungen zum Einsatz (Schotter); […] Hauptziel für die Anlage von Schottergärten ist eine als ordentlich wahrgenommene Gartenfläche, bei gleichzeitiger Erwartung eines geringen Pflegeaufwands.“ (Wikipedia, Schottergarten)
Da ich kein Fan von Schottergärten bin, habe ich mir hier nicht die Mühe gemacht, Argumente für Schottergärten aufzulisten. In meinen Augen gibt es keine.
Auch die Rechtsprechung unterstützt diese These, denn in immer mehr Bundesländern sind oder werden Schottergärten verboten. Über die genauen Bestimmungen kannst du dich in deiner Region informieren. Teilweise kann auch ein Rückbau angeordnet werden.
Gerne stelle ich dir hier die negativen Auswirkungen von Schottergärten zusammen:
Schottergarten Contra-Argumente
Schottergärten haben einige erhebliche Nachteile, die ich in meinem Blogartikel Gartengestaltung: 12 Garten-Mythen, die beim Anlegen deines Gartens stressen unter Mythos #06: Ein Schottergarten ist ein pflegeleichter Garten entzaubert habe.
Hier die wichtigsten:
- Bodenleben: Unter einer Schicht Unkrautvlies oder Folie kann sich kein natürliches Bodenleben entwickeln. Nährstoffe fehlen und es dringt kein Material zum Verrotten durch.
- Unkraut: Schmutz und verrottendes Laub sammeln sich oberhalb des Vlieses und bieten angewehten Samen günstige Bedingungen zum Keimen.
- Wasserversickerung: Große Flächen an Vlies oder Folien können die Versickerung von Wasser behindern, was zu Problemen mit Staunässe führen kann.
- Biodiversität: Schotter bietet Tieren weder Schutz noch Nahrung und trägt aufgrund spärlicher Bepflanzung kaum zur Biodiversität bei.
- Hitze: In heißen Sommern heizen sich Schotterflächen stark auf und geben die Wärme an die Umgebung ab, was das Mikroklima negativ beeinflussen kann.
Alternativen zum Schottergarten
Wenn es mir gelungen ist, dich davon zu überzeugen, keinen Schotterrasen anzulegen, dann möchte ich dir zwei Alternativen zeigen.
Frage: Muss die Fläche genutzt werden?
Nein —> Dann wäre ein Steingarten eine tolle Alternative
Ja —> Schotterrasen —> lies weiter unten weiter
Augenweide: Steingarten
Wenn du eine Fläche gestalten möchtest, die nicht betreten werden muss und die einfach schön aussehen soll, dann ist – statt eines Schottergartens – ein STEINGARTEN genau das Richtige für dich. Zum Beispiel im Vorgarten.
Steingärten bieten Platz für wunderschöne Pflanzen, die speziell an nährstoffarme Böden angepasst sind. Hier kannst du die Schönheit der Bergwelt in deinen Garten holen. Ein Steingarten vermittelt nicht nur jeden Tag Urlaubsfeeling, sondern ist auch ökologisch viel wertvoller als ein Schottergarten.
Ein Steingarten imitiert das alpine Vorbild. Dazu modellierst du das Gelände mit großen Natursteinen und füllst die Zwischenräume mit feinerem mineralischem Material auf, damit Wasser gut abfließen kann.
Einen idealen Steingarten kannst du an einem sanften Hang anlegen, der möglichst nach Süden oder Südwesten ausgerichtet ist. Die Steingartenpflanzen lieben trockene, nährstoffarme und sonnige Bedingungen.
In einem solchen Steingarten gedeihen Pflanzen, die Sonne und humusarmen, durchlässigen Boden lieben, wie Glockenblumen, Thymian, Moos-Steinbrech, Küchenschelle oder Sedumarten.
Schotterrasen befahrbar und trittfest
Du musst die Fläche mehr oder weniger oft nutzen? Dann hast du oben schon gelernt, dass ein Schotterrasen genau das Richtige für dich ist.
Denn der Blumenschotterrasen kann nicht nur betreten, sondern auch befahren werden. Nicht nur mit einer Schubkarre oder einem Auto, sondern sogar mit einem Laster!
Du kannst ihn je nach Schotterhöhe beliebig belasten – bei entsprechender Schichtdicke eben auch mit LKWs.
Das Geheimnis: Die Kombination aus einer stabilen Schotterschicht und einer darüber liegenden Kiesfläche sorgt dafür, dass der Boden nicht zu stark verdichtet wird.
Wie du eine Schottergarten anlegst und welche Pflanzen und Tiere sich dort wohlfühlen, findest du auf der Seite Der Blumenschotterrasen des NaturGarten e.V.
Dort kannst du je nach Nutzungsart ausrechnen, welche Schichten du in welcher Dicke brauchst.
TIPP: Besonders viele und schöne Pflanzenarten trockener Standorte wachsen auf Kalkschotter. Es reicht, diesen einfach in der Deckschicht einzuarbeiten.
Ein Schotterrasen ist zudem pflegeleicht, aber es gibt einige wichtige Punkte zu beachten:
- Verwende spezielles Saatgut für deine Region und den Einsatzzweck.
- Befahre den neu angelegten Schotterrasen in den ersten drei Monaten nicht.
- Mähe den Rasen nur selten und stelle den Rasenmäher hoch ein.
- Verzichte im Winter auf Salz, das schädigt die Pflanzen und Bodenlebewesen.
- Bewässere den Rasen im Sommer bei sehr hohen Temperaturen ab und zu.
Fazit
Schotterrasen und Schottergärten sind zwei völlig unterschiedliche, ja sogar gegensätzliche Begriffe. Im Artikel hast du gesehen, dass die deutsche Sprache hier etwas ungenau ist und deshalb im ersten Moment oft zu Verwirrung führt.
In dem Beitrag habe ich dir beide Gestaltungselemente aufgedröselt. Du hast gelernt, dass beide ihre spezifischen Anwendungsfälle und Herausforderungen haben.
Während der Schotterrasen eine praktische Lösung für befahrbare Flächen bietet und bei richtiger Pflege eine grüne Alternative darstellt, sind Schottergärten eher für repräsentative Flächen gedacht. In meinen Augen überwiegen aber die Nachteile für die Umwelt und das Mikroklima.
Wenn du also überlegst, welche Variante für deinen Garten die beste ist, gehe von deiner Nutzung aus. Wenn du die Fläche nicht betreten oder befahren musst, hast du in diesem Artikel eine tolle Alternative kennen gelernt: den Steingarten!
Egal ob du einen Schotterrasen, einen Steingarten oder andere Ideen in deinem Garten umsetzt: Lass es auf jeden Fall üppig blühen! Denn ein Stein hat noch keinen Schmetterling ernährt.
