Gartengestaltung

Gartengestaltung: 12 Garten-Mythen, die beim Anlegen deines Gartens stressen

Du bist ein absoluter Gartenneuling ohne grünen Daumen und ohne Vorstellung vom Gärtnern? Aber plötzlich bist du Gartenbesitzer*in und weißt: Jetzt musst du deinen Garten gestalten und in den Griff bekommen? 

Ich kann mir gut vorstellen: So ein Mammutprojekt kann Panik auslösen. Erschwerend kommen alle möglichen GartenMYTHEN hinzu, die in deinem Kopf herumspuken. Auch wenn du sie nicht klar benennen kannst, beeinflussen sie unbewusst dein Bild davon, wie man einen Garten angeblich „richtig“ gestaltet

Diese Standardbilder von Gärten siehst du überall im Internet, auf Social Media, in Baumarkt- und Gartencenter-Werbung oder Neubausiedlungen. 

Und Menschen neigen dazu, sich unüberlegt daran zu orientieren – selbst wenn sie in ganz anderen Gärten aufgewachsen sind.

Vielleicht hast du einen Garten übernommen oder bist gerade dabei, einen anzulegen, weil du vielleicht neu gebaut hast? 

Was ist jetzt dein Ziel? Ein schöner Garten, der wenig Pflege braucht und in dem sich alle wohlfühlen?

Aber: Das ist schwer zu erreichen, wenn du den Mythen glaubst, die mit den Versprechungen aus Hochglanzwerbung online und offline einhergehen!

Deshalb möchte ich dir in diesem Artikel die 12 größten Gartenmythen verraten, die du ab sofort nicht mehr glauben solltest, wenn du deinen Garten – ganz stressfrei – gestalten und pflegen willst.

Und natürlich werde ich auch die Wahrheit hinter den Mythen aufdecken. Oder anders gesagt: Ich gebe dir entspannte Antworten auf deine Garten-Stressoren. Und viele Ideen, um deinen Garten entspannt anlegen zu können.

Mythos #01: Du brauchst EINEN Gartenstil und musst ihn konsequent verfolgen

Du hast unzählige Webseiten über Gartengestaltung durchstöbert und bist auf viele verschiedene Gartenstile gestoßen. Die Stile können sehr unterschiedlich aussehen, aus verschiedenen Ecken der Welt kommen oder historisch gewachsen sein. 

Häufig genannte Gartenstile sind zum Beispiel der mediterrane Garten, der moderne Garten, der naturnahe Garten, der romantische Garten, der klassische Bauerngarten, der durchtechnisierte Smart Garden, der Wellnessgarten mit Spa-Bereich, ein Feng Shui Garten oder auch der fernöstliche Zen-Garten.

Dein Stress

Das Internet vermittelt dir: Du musst dich für EINEN Stil entscheiden und ihn konsequent umsetzen. Nur mit einem mediterranen Garten holst du dich Urlaubsfeeling nach Hause, nur mit einem Smart Garden hast du keine Arbeit, nur ein Wellnessgarten ist eine Wohlfühloase… Stopp!

Meine Antwort

Lass dich nicht von Internet und Werbung unter Druck setzen und zu unüberlegten Entscheidungen drängen. Denn viele Gartenstile sind, konsequent umgesetzt, in unserer Klimazone keine gute Entscheidung. 

Wenn du zum Beispiel exotische Pflanzen aus dem Mittelmeerraum verwendest, wirst du viel Arbeit haben, sie unbeschadet durch unsere kalten Winter zu bringen.

Wählst du dagegen möglichst Blumen, Gräser, Sträucher und Bäume, die in unseren Breitengraden vorkommen, hast du definitiv weniger Stress. Sie sind pflegeleichter, weil sie an unsere klimatischen Bedingungen angepasst sind.

  • Du kannst trotzdem einem Gartenstil folgen: Wähle einfach Pflanzen aus, die ein ähnliches Flair vermitteln, aber heimisch sind. Der große Vorteil: Von einheimischen Pflanzen profitieren einheimische Insekten – und mit ihnen auch andere Tiere wie Vögel und Igel. Und denen ist es egal, ob der Garten dann eher mediterran, romantisch oder modern minimalistisch aussieht. 
  • Wenn du dich nicht für einen Stil entscheiden kannst, dann schau einfach, was dich an welchem Stil am meisten anspricht und setzte diese Elemente gezielt um. Ein Stilmix gibt deinem Garten eine individuelle Note!
  • Selbst wenn du dich an keinen Gartenstil halten möchtest, kannst du einen pflegeleichten Wohlfühlgarten mit Urlaubsfeeling anlegen. Du musst nur ein paar Grundlagen der Gartengestaltung beachten. Lies einfach weiter…

Mythos #02: Bevor ein Garten neu gestaltet werden kann, muss erst Tabula rasa gemacht werden

Du hast ein Haus gebaut und rundherum ist nur Baustelle? Du hast einen Garten übernommen, aber er entspricht nicht deinen Vorstellungen? 

Dein Stress

Du willst erst mal eine leere, ebene Fläche – wie ein weißes Blatt Papier – auf der du den ersten Pinselstrich machen kannst. Du meinst, du musst erst mal alles Bestehende rausreißen und Tabula rasa machen? Der Bagger ist schon bestellt?!

Meine Antwort

Wenn du ein Haus baust, können aufgeschüttete Hügel eine gute Grundlage sein. 

Wenn du einen Garten übernimmst, in dem schon Bäume stehen und vieles angelegt ist, kannst du mit dem Vorhandenen planen. 

Kannst du bestimmte Bereiche im Garten ausmachen, z.B. für Nutzpflanzen oder Staudenbeete? Überlege, wie du daran anknüpfen kannst. Es ist viel einfacher, mit verschiedenen Ebenen, Erhebungen oder gut eingewachsenen Bäumen und Sträuchern zu planen, als von Null. Vorhandenes regt deine Fantasie an und fordert sie heraus. 

Wenn du dagegen einen Garten von Grund auf neu anlegst, musst du viele Jahre warten, bis ein Baum den Schatten spendet, den du jetzt vielleicht schon hast. So sparst du Zeit und Geld für den Sonnenschutz in deinem Garten. Du brauchst keine Sonnensegel auf- und abzubauen, keine Sonnenschirme aufzustellen, in Schuss zu halten und über den Winter wegzuräumen.

Gartengestaltung: Blick auf den Garten mit blühendem Kirschbaum,  Terrasse, Treppen, Natursteinmauer, Beeten, Pergola, Schuppendach, ...
Ein alter Kirschbaum war bereits im meinem Garten vorhanden, er spendet Schatten und beherbergt ein Baumhaus.

Mit dem Vorhandenen planen heißt nicht, dass du deinen pflegeleichten Garten nicht trotzdem individuell gestalten kannst: Auch hier kannst du Gartenräume abgrenzen, weitere Pflanzflächen anlegen und diese mit Stauden und vor allem Zwiebelpflanzen zu schönen Blumenbeeten ergänzen. Weitere Ideen findest du in diesem Blogbeitrag: Dein pflegeleichter Garten.


Mythos #03: Ein Garten braucht einen Rasen – je größer, desto besser

Woher kommt dieses Gleichnis „Garten = Rasen“? Im Mythos Nummer 3 zeige ich dir, warum eine große Rasen heute überholt ist? 

Dein Stress

Hilfeeee: du hast einen Garten, du brauchst einen Rasen! Also googelst du stundenlang nach Rollrasen, Rasenarten und Rasenmischungen. Aber halt? Brauchst du nicht auch noch einen Rasensprenger und natürlich einen Mähroboter…? 

Ein Thema führt zum nächsten… Man weiß gar nicht, wo man anfangen soll. Aber warum eigentlich? Warum brauchst du einen Rasen? Weil die Kinder darauf Fußball spielen wollen? Weil alle einen haben?

Meine Antwort

Rasen stresst dich nicht nur beim Anlegen, sondern auch später. Rasen hat in Zeiten des Klimawandels ausgedient. Er braucht in heißen Sommern Wasser, damit er nicht vertrocknet. Er will gejätet und vertikutiert werden, wenn man etwas gegen Moos oder Unkraut hat (siehe Mythos #12). 

Um es klar zu sagen: Rasen ist ein elitäres Überbleibsel von Adelskreisen, die zeigen wollen, dass sie es nicht nötig hatten, auf ihrem Grundstück Nahrungsmittel anzubauen. Brauchst du wirklich so ein veraltetes Statussymbol in deinem Garten?

Garten gestalten: Ein frisch verlegter Rollrasen. Die Anschlusskanten und Bahnen sind deutlich zu erkennen.
Der Rasen: ein längst überkommenes Statussymbol. In Zeiten des Klimawandels und Artensterben sollte er ausgedient haben.

Statt einer eintönigen Rasenfläche können zum Beispiel Blumenwiesen, Staudenbeete oder Kräuter- und Gemüsegärten angelegt werden. Solche Flächen sind nicht nur schön anzusehen, sondern auch viel pflegeleichter als Rasenflächen. Sie müssen kaum bewässert und umsorgt werden, wenn sie erst einmal gut angewachsen sind. Außerdem sind sie weniger anfällig für unerwünschten Bewuchs. 

Überlege, wie du die Fläche anders gestalten kannst:

  • Gibt es einen geschwungenen Weg? 
  • Gibt es lauschige Sitzecken hinter begrünten Sichtschutzwänden?
  • Gibt es Durchgänge mit blühenden Rosenbögen?
  • Gibt es üppige Blumenbeete mit und ohne Beeteinfassung?
  • Hast du ein Wohnzimmer im Grünen unter einer Pergola oder einem romantischen Pavillon?

Und der Platz zum Fußballspielen?! Vertraue mir, ein abwechslungsreich gestalteter Garten bietet Kindern wesentlich mehr Spielmöglichkeiten als ein Fußballfeld (siehe folgenden Mythos #04). 


Mythos #04: Ein Familiengarten braucht einen Pool, ein Trampolin und ein Klettergerüst

Für viele Menschen ist ein Garten erst dann komplett, wenn sich die Kinder darin austoben können. Und das geht für viele nur mit Swimmingpool, Trampolin und XXL-Klettergerüst.

Dein Stress

Du fühlst dich verpflichtet, deinen Garten mit diesen Spielgeräten vollzustellen, weil es alle so machen? Weil die Kinder es brauchen? Weil du sonst zu den „Rabeneltern“ gehörst? 

Der Stress, der mit diesem Mythos einhergeht, liegt zum einen im Platzbedarf. Man braucht eine ebene Fläche, um diese Dinge aufstellen zu können. Außerdem sind sie teuer und vor allem ein Pool ist sehr pflegeintensiv. Bringen die Anschaffungen wirklich den gewünschten Nutzen? 

Meine Antwort

Nimm einmal Abstand von dem Bild des „Familiengartens“, das sich in unseren Köpfen festgesetzt hat. 

Mach es anders und Deine Kinder (und die der Nachbarschaft) werden es lieben! Ein Garten kann ihnen helfen, ein respektvolleres Verhältnis zur Natur zu entwickeln und ausgeglichener zu werden. 

Das Geheimnis liegt in einem natürlichen Garten. Er kann ein viel entspannteres und erfüllenderes Umfeld für Familien bieten. 

Anstelle eines Swimmingpools können Kinder in einem naturnah gestalteten Teich planschen. Ein Kletterbaum macht nicht nur Spaß, sondern fördert auch die motorische Entwicklung und vermittelt ein Gefühl der Verbundenheit mit der Natur.

Gartengestaltung: Einen Garten neu gestalten kann auch mit vorhandenen Bäumen gelingen, selbst wenn sie nicht mehr gerade stehen. Auf dem Bild spielen zwei Kinder in einem umgefallenen Apfelbaum.
Das beste Klettergerüst ist ein Baum, selbst wenn er nicht mehr gerade steht.

An das gemeinsame Erlebnis, besondere Insekten, Kröten, Eidechsen, Igel oder Vögel zu beobachten, wird sich die ganze Familie lange erinnern. 

Und wer weiß: Vielleicht finden sich ja tatsächlich einmal Rabeneltern ein und bauen ihr Nest in eurem Garten?


Mythos #05: Ein Garten in Hanglage lässt sich nicht gestalten

Dein Garten liegt an einem mehr oder weniger steilen Hang oder an einem Berg? 

Dein Stress

Ein Garten am Hang kann herausfordernd und einschüchternd sein. Erosion, instabiler Boden und eingeschränkte Nutzungsmöglichkeiten verunsichern dich? Du fragst dich, ob es überhaupt möglich ist, einen schönen und pflegeleichten Garten am Hang anzulegen?

Deine ersten Recherchen haben ergeben, dass du riesige L-Steine aus Beton setzen musst. Die einzige Variante, die du gefunden hast, sind diese unansehnlichen runden Pflanzbehälter. Aber sind das die einzigen Lösungen? 

Meine Antwort

Einatmen und ausatmen… Es gibt viel mehr Ideen, einen Hang zu gestalten, als dir jetzt einfallen. Beton – egal ob in L-Form oder als stapelbarer Pflanzkübel – ist wegen seiner schlechten Umweltbilanz keine gute Wahl. Natursteine oder Holz können z.B. Alternativen sein.

Garten anlegen Ideen: Zum Beispiel eine Trockenmauer, um kleine Hänge abzufangen. Sie lasst sich gut bepflanzen.
Kleinere Hänge lassen sich mit Trockenmauern abfangen. Am besten aus Steinen deiner Region.

Wenn du geschickt planst, kannst du für verschiedene Bereiche deines Gartens unterschiedliche Ebenen schaffen, die jeweils ihre eigene Funktion und ihren eigenen Reiz haben. Terrassen, Treppen und Wege können den Hang erschließen und Übergänge zwischen den verschiedenen Bereichen schaffen.

Die Hanglage ist deine kreative Herausforderung! Sie macht deinen Garten einzigartig. 

Garten gestalten: Das Bild zeigt eine Trockenmauer von Oben, bewachsen mit Grasnelkge und Sedum.
Eine Trockenmauer von Oben: Sie ist ein vielfältiger und abwechslungsreicher Lebensraum für Pflanzen und Tiere.

Mythos #06: Ein Schottergarten ist ein pflegeleichter Garten

Schottergärten sind Steinwüsten, die vor allem in Vorgärten zu finden sind. Nicht zu verwechseln mit Kies- oder Steingärten. Woher diese Mode kommt und wie sich der Mythos der Pflegeleichtigkeit etablieren konnte, ist unklar.

Dein Stress

Du denkst: „Ich habe einen Vorgarten und der soll auf keinen Fall unordentlich aussehen. Schließlich ist er meine Visitenkarte.“ Du informierst dich: Ahh, unter dem Schotter kann ein Vliesgewebe liegen, damit das Unkraut nicht durchkommt. „Prima“, denkst du: „Dann gibt es nichts mehr zu jäten!“ Aber ist es wirklich so einfach?

Meine Antwort

Denke weiter: Ein Schottergarten mag auf den ersten Blick ordentlich, modern und aufgeräumt wirken. Aber er ist eine ökologische Katastrophe. 

Im Sommer heizt sich dein Haus stärker auf, weil der kühlende Schatten der Bäume fehlt. Bei Starkregen sind schon ganze Steinwüsten auf die Straße gerutscht, weil der versiegelte Boden das Wasser nicht aufnehmen kann. 

Und glaube nicht, dass ein Schottergarten keine Pflege braucht. Zwar verhindert das Vlies das Bewuchs von unten. Aber zu einem hohen Preis: Unter dem Vlies ist alles tot. Es kann sich kein natürliches Bodenleben entwickeln, weil Nährstoffe fehlen und kein Material zum Verrotten durchdringt.

Gartengestaltung: Ein Schottergarten mit Folie oder Vlies tötet jedes Bodenleben ab. Dennoch gibt es Unkraut, das sich zwischen den Steinen entwickelt. Einen lebendigen Garten anlegen geht anders.

Stattdessen sammelt sich oberhalb des Unkrautvlieses – vor allem, wenn es unter Schotter liegt – Schmutz an. Oder es verrottet dort z.B. Laub, wodurch günstige Bedingungen für angewehte Samen entstehen. 

Wenn diese keimen, wurzeln sie im Vliesgewebe. Dadurch wird das Jäten erschwert, da das Vlies mitgerissen werden kann. Der Arbeitsaufwand erhöht sich.

Einen pflegeleichten Vorgarten kannst du auch ohne Schotter anlegen. Wähle einfach Pflanzen aus, die an die hiesigen klimatischen Bedingungen angepasst sind und wenig Pflege benötigen. Wenn du sie dicht pflanzt, hast du auch weniger Unkraut.


Mythos #07: Gartenarbeit ist anstrengend, frisst Zeit und ist stressig – Smart Gardening erleichtern die Gartenarbeit

Gartenarbeit ist anstrengend, zeitraubend und stressig. Dieser Mythos hält viele davon ab, Freude am Gärtnern zu entwickeln. Da liegt es nahe, in technologisch fortschrittliche Geräte zu investieren, die einem all die Mühen abnehmen sollen. 

Dein Stress

Du hast keine Ahnung, was Gartenarbeit und -pflege wirklich bedeuten. Eigentlich willst du es auch gar nicht am eigenen Leib erfahren, sondern deinen Garten gleich zum Hochleistungsrechenzentrum ausbauen. Du googelst „Smart Gardening“… Allein die Sorge um den Zeitaufwand hält dich davon ab, überhaupt mit der Gartenarbeit zu beginnen und deine Hand in die Erde zu stecken.

Meine Antwort

Streiche das Wort „GartenARBEIT“ aus deinem Wortschatz. Gärtnern ist Freude, Erholung und die beste Achtsamkeitsmeditation, die du dir vorstellen kannst. 

Voraussetzung dafür ist ein Garten, der sich selbst „pflegt“. Das beginnt mit der richtigen Auswahl einheimischer Pflanzen, die nicht anfällig für Krankheiten und Ungeziefer sind. Und immer winterhart sind. Wenn du die Blumen und Sträucher gezielt für deinen Standort auswählst, wird auch regelmäßiges Gießen überflüssig.

Das erspart dir Rasenmähroboter, Bewässerungsanlagen, Laubbläser und all die vielen Zusatzkomponenten, die man braucht, um diese Dinge professionell zu betreiben. Sie stören nur die natürlichen Kreisläufe im Garten.

Investiere lieber in hochwertige Geräte wie eine gute Gartenschere, die sich langfristig bezahlt machen. Und eigne dir statt smarter Geräte smarte Routinen an. Mehr dazu in meiner 15-Minuten-Gartenmethode.


Mythos #08: Pflanzen sind Dekoration und müssen daher saisonal angepasst werden

Dieser Mythos beruht auf der Annahme, dass ein Garten lediglich eine Ansammlung von Pflanzen ist, die du deinem Gestaltungswillen unterwerfen kannst.

Dein Stress

In den Werbeprospekten von Discountern, Baumärkten und Gartencentern liest man, dass Gartenprodukte saisonal gekauft werden müssen. Narzissen früh im Jahr, Stiefmütterchen im Frühling, allerlei für den Sommer, Blumenzwiebeln im Herbst und Heidekraut für die Winterbepflanzung. Blumen sind die Zierde des Gartens. Und da auch sie Trends unterworfen sind, musst du natürlich mit der Zeit gehen.

Garten neu gestalten: Garten-Stiefmütterchen als saisonale Bepflanzung in einem Blumenkasten. Für die langfristige Gartengestaltung sind mehrjährige Stauden und Gehölze besser geeignet.
Garten-Stiefmütterchen als saisonale Bepflanzung in einem Blumenkasten. Setze im Garten lieber auf langfristige Bepflanzung.

Meine Antwort

Die Wirklichkeit sieht anders aus: Deinem Garten ist es egal, ob er im Trend liegt oder nicht. Pflanzen, die einmal an einem für sie geeigneten Standort gepflanzt wurden, halten sich dort lange. Du musst sie nicht jede Saison ausreißen und ersetzen. Du musst nur die richtige Pflanze für den richtigen Standort finden.

Dann hast du einen pflegeleichten Garten, den du mit ein paar kleinen Tipps das ganze Jahr über in Bestform halten kannst. Auch im Winter ist die Pflege nicht vorbei, sondern es werden Vorbereitungen für die nächste Gartensaison getroffen.

Bitte betrachte Pflanzen nicht nur als rein ästhetische Elemente, sondern erkenne ihre vielfältigen Funktionen für das ökologische Gleichgewicht in deinem Garten. Das bedarf einer sorgfältigen Planung und einer gezielten, den Jahreszeiten angepassten Pflege. 


Mythos #09: Gartengestaltung ist nur für große Gärten geeignet

Eine durchdachte und gegebenenfalls professionelle Gartengestaltung wird oft als etwas für große Gärten angesehen. Das stimmt aber nicht.

Dein Stress

In einem kleinen Garten können sich die Möglichkeiten begrenzt anfühlen. Du möchtest so viel in deinem Garten machen, z.B. einen Kinderspielplatz, einen Gemüsegarten, eine Terrasse und einen Rasen. Aber du weißt nicht, wie du die vielen verschiedenen Bedürfnisse von dir und deiner Familie unter einen Hut bringen sollst? Auf den wenigen Quadratmetern? Mit Gartenhäuschen, Trampolin und Kompost? 

Meine Antwort

Kleine Gärten haben ein großes Potenzial! Sie können toll aussehen, wenn man sich vorher ein paar Gedanken macht. 

Mit klaren Strukturen, geschickt positioniertem Sichtschutz und durchdachter Pflanzenauswahl können sie zu Wohlfühlorten werden. Klare Formen und eine passende Farbgebung helfen zum Beispiel, den Raum optisch zu vergrößern. Mit ein paar gut platzierten Pflanzen lässt sich zum Beispiel Tiefe und Weite „zaubern“.

Beginne damit, deinen Garten nicht als Ganzes zu betrachten, sondern ihn in viele „kleine Gärten“ aufzuteilen: vom Vorgarten über einen schmalen Streifen neben dem Haus bis hin zu einem gemütlichen Bereich in der Größe eines Wohnzimmers. Sie können als eigene „Gartenzimmer“ gestaltet werden und so unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht werden.

Viele dieser „kleiner Garten anlegen“-Ideen sind in dem Buch „Kleiner Garten naturnah. Naturoasen im Wohnzimmerformat lebendig und schön gestalten“ zu finden, das ich in meinem Blogbeitrag 3 Bücher, die meine Sicht auf „Garten“ revolutioniert haben vorgestellt habe.

Gartengestaltung: Auf dem Bild ist ein kleiner Holzsteg durch eine Blumenwiese abgebildet. Er ist gerahmt von Bambusstangen für Bohnen. Es sind viele Pflanzen und Bäume zu sehen.
Schaffe Gartenräume und Durchgänge, das macht deine Gartengestaltung spannender.

Mythos #10: Eine (professionelle) Gartengestaltung ist teuer

Ja, Gartengestaltung ist nicht zum Nulltarif zu haben. Viele scheuen sich, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Aber Vorsicht: Spare nicht am falschen Ende!

Dein Stress

Du siehst Gartenkataloge und Nachbargärten und willst mithalten. Deine Terrasse soll schicker gefliest sein, deine Lounge noch gemütlicher und dein XXL-Grill etwas größer als der des Nachbarn? Du rechnest und vergleichst. Doch die Gartengestaltung wird teuer. Allein die Kosten für Pflanzen und Material! Dir wird schwindelig. 

Meine Antwort

Geh erst einmal in dich und mach dein eigenes Ding. Ein Sitzplatz muss nicht teuer sein. Überlege dir, wo es gemütliche Ecken zum Verweilen gibt, eine gemütliche Sitzecke im Schatten wird auch im Sommer gerne genutzt. Für Stockbrot reicht eine kleine Feuerstelle – es muss kein überdimensionierter Grill sein.

Vieles lässt sich kostengünstig als DIY- und Upcycling-Projekt umsetzen. Als Baumaterial kannst du Steine, Holz oder alte Dachziegel wieder verwenden. Besorge sie dir gebraucht über Kleinanzeigen. Pflanzen lassen sich selbst ziehen oder von naturnahen Gärtner*innen „erschnorren“.

Gartengestaltung: Bepflanzung erhöhtes Beet auf Trockenmauer. Einen Garten anlegen macht Spaß und ist kreativ.
Einen Garten anlegen macht Spaß und ist kreativ: Hier bepflanze ich ein erhöhtes Beet auf einer Trockenmauer.

In einem zweiten Schritt solltest du über eine professionelle Planung nachdenken. Die „Kopfarbeit“ kostet zwar am Anfang etwas mehr, zahlt sich aber im Laufe der Jahre aus. 

Du erhältst einen durchdachten Entwurf, der deine Bedürfnisse berücksichtigt. Und du bekommst genau die Pflanzen, die zu deinem Garten passen.

Was du dir ersparst: Unzählige Anfängerfehler bei der Gartengestaltung, die fast jedem Gartenneuling unterlaufen. Pflanzen am falschen Platz, Grenzabstände nicht eingehalten, fehlender Sichtschutz zum Nachbarn, kein harmonisches Gesamtbild des Gartens usw. Außerdem bekommst du viele Ideen, wie du deinen Garten anlegen kannst.

Entsprechende Unterstützung bei der Gartenplanung findest du bei den Mitgliedsbetrieben des NaturGarten e.V.


Mythos #11: Nur nährstoffreiche Erde ist gute Gartenerde

Ein weit verbreiteter Mythos ist, dass „fette“, gut gedüngte und nährstoffreiche Gartenerde alles ist, was Pflanzen zum Wachsen brauchen.

Dein Stress

Der Gedanke, dass nur nährstoffreicher Boden für gesunde Pflanzen notwendig ist, kann Stress verursachen. Die Sorge, dass der Boden, den du hast, nicht gut genug ist und keine oder nicht die richtigen Nährstoffe enthält, verleitet dich zu unüberlegten Handlungen – die sich rächen können.

Meine Antwort

Überlege dir zuerst, wofür du deinen Garten nutzen willst. Willst du viel Gemüse anbauen und vielleicht ein Kartoffelfeld in deinem Garten anlegen? Dann brauchst du gute Gartenerde oder reichere die vorhandene Erde mit Kompost an.

Möchtest du aber auch einen pflegeleichten Wohlfühlgarten haben, in dem es blüht, summt und zwitschert? Du musst nicht extra Erde kaufen oder mit dem Kipper anliefern lassen. 

Auch wenn du gebaut hast und der Mutterboden abgetragen wurde und in der Ecke liegt: Du brauchst ihn nicht mehr überall aufzutragen!

Lerne den vorhandenen Boden zu schätzen: Erhalte die Vielfalt der Bodenverhältnisse – auch wenn es nur ein Schotterhügel ist, der von den Bauarbeiten übrig geblieben ist. Hier können schöne und seltene Pflanzen gedeihen. 

Denn für jeden Boden und jeden Standort gibt es die richtige Pflanze. Informiere dich, was ein gutes „Match“ ist: z.B. Blutweiderich für feuchte Standorte oder Sandthymian für trockene, sandige und sonnige Standorte. In einer nährstoffreichen Umgebung würde er leicht „ertrinken“. 

Viele einheimische Pflanzen brauchen gerade Magerstandorte, also „schlechte“, nährstoffarme Böden, um sich prächtig entwickeln zu können. In einem überdüngten Garten haben sie keine Chance.


Mythos #12: Unkraut ist der Feind und muss im Keim erstickt werden

Dein Stress

Du bist überzeugt, dass Unkraut im Garten nicht sein darf – es stört das Auge. Und: Was sollen die Nachbarn denken?! Also informierst du dich, was du tun kannst, bevor du den Garten anlegst. Vielleicht ist ein großflächiges Unkrautvlies unter Beeten, Wegen und Schotter das Richtige? Oder solltest du lieber zum Unkrautvernichter greifen? Du willst ja von Anfang an alles richtig machen… 

Meine Antwort

Streiche das Wort „Unkraut“ aus deinem Wortschatz und freunde dich mit den Begriffen „Wildkräuter“, „Beikräuter“ oder „Begleitgrün“ an. Oder sprich einfach von „Pflanzen“, denn das sind die vielen verschiedenen „Unkräuter“. Mit all ihren Besonderheiten und ihrem Nutzen für die heimische Natur

Mehr dazu in meinem Artikel: Unkraut oder Beikraut oder was? 4 Begriffe für die wilden Rebellen in deinem Garten

Für mich misst sich der Wert einer Pflanze an ihrem Wert für Insekten und Tiere. Wie viele Wildbienen, Schmetterlinge oder andere Insekten brauchen ihren Nektar? Welche Raupen benötigen sie als Futterpflanze? Denn ein Schmetterling wird kaum den Weg in deinen Garten finden, wenn er seine Eier nicht auf Pflanzen ablegen kann: Denn ohne Raupen keine Schmetterlinge. 

Garten gestalten: Auf dem Bild ist ein Strauß aus Löwenzahn zu sehen: Eine gelbe Blüte und vier abgeblühte "Pusteblumen" werden von einer Hand gehalten.
Gartengestaltung kann nur mit der Natur funktionieren und muss einen Umgang mit Unkraut – wie hier dem Löwenzahn – finden.

Lehn dich zurück und freu dich über neue Pflanzen, die ihren Weg in deinen Garten finden, und über jede Fraßspur an einem Blatt! Das ist ein gutes Zeichen: Du machst alles richtig und schaffst die Voraussetzungen für vielfältiges Leben in deinem Garten. 

Auch Blattläuse sind dann klein Problem mehr: Wenn dein Garten im Gleichgewicht ist, freuen sich andere Nützlinge über die Extraportion. Du brauchst kein Unkrautvlies (siehe Mythos #06) und kein Unkrautvernichtungsmittel. Die meisten Unkräuter sind die besten Futterpflanzen.

Wie du noch mehr dieser kleinen Gartenhelferlein in deinen Garten locken kannst, erfährst du in meinem Beitrag 10 Gestaltungstipps für deinen Garten, von denen auch deine Gemüseernte profitiert auf einbisschengarten.de.


Garten neu gestalten oder anlegen – wie ist das bei dir?

Was ist mit dir? Welche Mythen hast du bis gerade eben noch geglaubt und haben dich zurückgehalten mit der Gartengestaltung durchzustarten? 💪🌱 Hinterlasse einen Kommentar und verrate es mir! 💚

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2 Kommentare zu „Gartengestaltung: 12 Garten-Mythen, die beim Anlegen deines Gartens stressen“

  1. Dieser Beitrag ist wirklich aktuell – und es ist dringend nötig, diese zwölf Mythen nicht nur zu widerlegen, sondern den Weg zum sog. „Natürlichen Garten“, wie Antje ihn nennt, anzuleiten.

    Gehst du über Pflanzenmärkte, siehst du mit Entsetzen, wie diese Mythen sowohl die Anbieter als auch die Käuferinnen beherrschen. Die dominante Gartenindustrie ist eine Wegwerf-Industrie. Auch eine Instant-Genuss-Industrie: Jetzt gepflanzt und gleich die volle Blütenpracht an Ort und Stelle! Der oberflächliche Eindruck zählt, nicht die Natur oder die Pflanze und der Lebensraum an sich.

    Ich habe selber die Wandlung vom konventionellen Gärtnern zum Naturgarten durchgemacht, weil ich angewidert und weil ich eine Sinnkrise als Gärtnerin hatte. Wobei ich dazu sagen muss, dass ich bis vor vier Jahren nur auf Balkonen gärtnern konnte, weil ich zur Miete wohnte. Doch schon auf diesen eingeschränkten Räumen habe ich angefangen, Wildpflanzen in Töpfen zu pflanzen. Es ist mir wichtig zu sagen, dass Balkone diese Möglichkeit auch bieten! Und dass es auch hierzu gute Fachbücher gibt.

    Mir kommt im Artikel über die Mythen der Aspekt des Klimawandel etwas zu kurz. Hier möchte ich ergänzen, dass es immer wichtiger wird, sich sog. „Verdunstungskühle“ durch einen Grüngürtel ums Haus herum und an besonders sonnigen Stellen des Gartens zu schaffen. Durch Bäume, Büsche, Hecken, hohe Stauden und Gräser etc. Man kann ein Sonnensegel aufspannen und dadurch Räume in Haus und Garten beschatten. Und Wände oder Dächer ganz oder teilweise begrünen. Dazu benötigt man aber Zeit und Geduld.

    Antje hat Recht, wenn sie dazu rät, bei Bedarf auch professionelle Gartenbauer herbeizuziehen. Man muss sich keinen chronischen Wirbelsäulenschaden holen beim Gärtnern. Man kann auch einen Baggerfahrer schwere Arbeiten ausführen lassen. Oder entsprechend kräftige Gartenfachleute mit der Schubkarre. Sie können die Struktur des Gartens, von der Antje öfters so anschaulich spricht, mit dir zusammen anlegen. Du selber kannst dann die leichteren Arbeiten übernehmen. Und den Fachleuten bei ihrer Arbeit assistieren, auch dadurch sparst du Geld.

    Zehn Prozent des Hauspreises an Kapital für den Garten dazu zu rechnen, ist nicht übertrieben. Das sollte man besser frühzeitig in die Kalkulation einbeziehen.

    Denn das ist der 13. Mythos: Der Garten kostet nichts. Doch, er kostet. Die Frage ist dabei: Kostet er in den ersten Jahren – oder ein Leben lang? Ich habe mich für Ersteres entschieden. Und verzichte dafür vorläufig auf Urlaube u.a. Aber bald habe ich meine Investitionsphase abgeschlossen! Und würde sie als eine tolle Lebensphase nicht missen wollen!

    Ich wünsche allen gutes Gelingen und viel Freude beim Einstieg in ihren ganzen individuellen natürlichen Garten! Einfach beginnen, so habe auch ich angefangen.

    1. Vielen Dank für deinen Kommentar, liebe Helena! Es ist für viele sicher ermutigend zu hören, dass auch auf kleinstem Raum natürliche Gärten angelegt werden können. So kann die Sehnsucht nach mehr Grün selbst auf einem Balkon gestillt werden.
      Dein Hinweis auf einen weiteren Mythos mit der Nummer 13 – zur finanziellen Planung und den langfristigen Vorteilen – nehme ich mit. In einer neuen Version des Artikels werde ich ihn gerne aufnehmen! Eine durchdachte Investition in den Garten am Anfang lohnt sich auf lange Sicht: Das ist eine wichtige Message!
      Dir weiterhin viel Erfolg und Freude in deinem Garten 🌱☀️ LG Antje

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