Weiße Forsythien Schneeforsythien Forsythien bienenfreundlich

Ist die Schneeforsythie die bessere Forsythie? Der Vergleich: weiße und gelbe Frühblüher

Oh, es gibt Schneeforsythien? Eine weiße Forsythie? Sehr edel. Willst du so eine in deinem Garten haben und dich von all den gelb blühenden Frühlingsboten in den anderen Gärten abheben?

Denn die gelben Forsythien sind von Februar bis März kaum zu übersehen. Gelbe Blütenmeere sind in den Gärten und manchmal auch außerhalb zu bewundern.

Denkst du dir: „In meinem Garten gibt aber es etwas Besonderes in weiß! Und für die Bienen tu ich damit so früh im Jahr doch auch was Gutes.“ Doch stimmt das wirklich? Ist die Forsythie (wild)bienenfreundlich?

Ich komme gleich zum Punkt: Nein! Die Forsythie ist eine Mogelpackung – zumindest die meisten ihrer gelben Vertreterinnen. Wusstest du, dass sie für die Insektenwelt wenig bis gar keinen Nutzen hat? Aber ist die Schneeforsythie für einen insektenfreundlichen Garten geeignet?

In diesem Artikel zeige ich dir, warum die Forsythie so schlecht für die Natur ist. Wenn du schon eine in deinem Garten hast, erfährst du, wie du sie wieder loswirst. Außerdem siehst du im Vergleich, welches von 5 früh blühenden Gehölzen in Sachen Pollen- und Nektarwert punktet.

Wenn du diesen Artikel gelesen hast, wirst du verstehen, was die bessere Wahl für deinen Garten ist. Lass mich dich von zauberhaften Alternativen zu Forsythien überzeugen.

Was ist die Schneeforsythie?

Die Schneeforsythie (botanischer Name: Abeliophyllum distichum) wird auch Weiße Forsythie oder Duftforsythie genannt. Die Blüten sind weißlich bis rosa und duften nach Mandeln. Die Blütenform ähnelt der Blüte der bekannten gelben Garten-Forsythie.

Die deutschen Namen „Weiße Forsythie“ oder „Schneeforsythie“ lassen eine Verwandtschaft mit der gelben Forsythie vermuten. Trotz des Namens gehört sie aber nicht in die Gattung der Forsythien an. Beide „Forsythien“ können lediglich der übergeordneten Kategorie, der „Familie“ untergeordnet werden. Sie umfasst die Ölbaumgewächse (Oleaceae).

Die Schneeforsythie weist deshalb andere Merkmale auf als die bekannte Vertreterin, die gelbe Gartenforsythie. Daher lass mich zunächst auf die Nachteile der gelben Forsythie eingehen, bevor wir die beiden im Detail vergleichen.

Die weiße Forsythie oder Schneeforsythie (Quelle: commons.wikimedia.org; Autor: Yoko Nekonomania; Creative Commons Attribution 2.0 Generic license. Änderungen: Bildausschnitt verkleinert)

Ich seh gelb: Alptraumbusch Gartenforsythie

Zuerst muss ich meinem Ärger Luft machen. Denn diese Pflanze wird meiner Meinung nach einfach völlig überschätzt: die Forsythie. Auch bekannt als Goldflieder, Gartenforsythie oder Goldglöckchen.

Baumärkte und Gartencenter quellen über von der gelben Pracht, ja, sie werden sogar teilweise als „Bienenweide“ beworben, was eine absolute Verbrauchertäuschung ist!

Nachdem ich mich in den letzten Wochen über die ersten Frühblüher gefreut habe, springt mir plötzlich an allen Ecken und Enden das aufdringliche Gelb der Forsythie entgegen.

Vielleicht fragst du dich jetzt: Was ist so schlimm an einer Forsythie? Sie ist doch eine der ersten Pflanzen, die im Frühling blühen und uns mit ihren hübschen Blüten den ersten Bienen Futter bieten?

Im Naturgartenblog Ninjoverde bringt es die Autorin im Beitrag Forsythie – gelbe Blüten für das Insektensterben mit dem Begriff des „Alptraumbuschs“ auf den Punkt.

Weiße Forsythie, Schneeforsythie oder gelbe Forsythie. Welches ist der schlimmste Busch?
Ein Blütenmeer des Grauens

Das Problem: Der schöne Schein!

Die Forsythie ist nichts anderes als ein schöner Schein und der Inbegriff eines pervertierten Naturverständnisses.

Auf den ersten Blick mag die Forsythie hübsch aussehen, doch bei genauerem Hinsehen zeigt sich ihr wahrer Charakter: Sie ist ökologisch nutzlos, denn sie liefert weder Nektar noch Pollen und schon gar keine Früchte. Die Blüten werden auch „trockene Blüten“ genannt, weil sie steril sind.

Trotzdem wird sie immer noch häufig in Gärten gepflanzt, vielleicht in der Annahme, mit dem Frühblüher etwas Gutes für die Insektenwelt zu tun? Doch was passiert, wenn die fliegenden Tierchen auf den Trick hereinfallen?

Bei potenziell interessierten Insekten sorgt die Blüte für Verwirrung, denn sie signalisiert optisch, dass es hier etwas zu holen gibt. Doch die früh fliegenden, hungrigen Wildbienen können dort ihren Hunger nicht stillen.

Ihre einzige Hoffnung ist, dass genügend früh blühende Zwiebelpflanzen und andere Sträucher in der Nähe sind. Auch Vögel verirren sich nicht in dieses nutzlose Gebüsch.

Woher stammen die gelbe Forsythie und die Schneeforsythie?

Die gelbe Forsythie stammt ursprünglich aus Asien. Wenn wir hierzulande von Forsythie sprechen, meinen wir in der Regel Forsythia × intermedia. Diese wurde als Hybride gezüchtet. Sie ist also ein reines Kunstprodukt. Andere Hybriden oder Arten sind bei uns nicht so häufig im Handel erhältlich.

Die Schneeforsythie kommt aus Korea. Im Gegensatz zur Forsythie ist sie nicht gezüchtet. Aus Südkorea ist bekannt, dass sie dort nur noch an wenigen natürlichen Standorten vorkommt.

Auch wenn sie in ihrer Heimat vermutlich bedroht ist, kann es keine Lösung sein, ihr Überleben in deutschen Gärten zu sichern. Warum du in deinem Garten besser auf andere Gehölze setzen solltest, dazu später mehr.

Gehören die gelbe und weiße Forsythie auf die Schwarze Liste?

Wie du oben gesehen hast, ist die Forsythie ziemlich nutzlos. Sie sieht vielleicht hübsch aus, wenn sie blüht, aber kann sie der Natur schaden?

Wenn Arten, die in einem Gebiet nicht heimisch sind, sich unkontrolliert in der Natur ausbreiten, spricht man von „invasivem“ Verhalten. Dies kann für andere heimische Arten, die nicht so durchsetzungsfähig sind, zu einer echten Bedrohung werden. Unsere Natur kann dadurch nachhaltig geschädigt werden.

In der EU gibt es beispielsweise eine Liste invasiver gebietsfremder Arten*, und auch die Schweiz** setzt sich aktiv mit dem Problem auseinander. Eine Übersicht über invasive Pflanzen-Arten in Europa findest du hier.

Wie sieht es mit der gelben und weißen Forsythie aus? Sind sie auch auf dieser Liste?

Nein, dort sind weder die gelbe noch die weiße Forsythie nicht zu finden. Dennoch hat die gelbe Forsythie auf meine persönliche No-Buy-Liste geschafft, der Pflanzen, die du dir nicht in den Garten holen solltest.

Könnten sich Forsythien in unseren Breiten ungebremst ausbreiten? Könnte sie also ein „invasives Potenzial“ haben und damit Naturstandorte gefährden?

Da sowohl die Gelbe als auch die Schneeforsythie in der Regel durch Stecklinge (kleine Hölzchen) oder Absenker (einen tief hängenden Ast an der Erde fixieren, sodass er Wurzeln schlagen kann) vermehrt werden, können sie sich nicht ungehindert ausbreiten. Sie verirrt sich daher nur in überschaubarer Zahl an Orte, an die sie nicht gehört.

Weiße Forsythie, Schneeforsythie oder gelbe Forsythie? Kann sie sich ausbreiten?
Verwilderte Exemplare am Bachrand

Die beiden Fotos habe ich an unserem kleinen Fluss aufgenommen, der durch unser Dorf fließt. Bis hierher haben es schon einige Exemplare geschafft. An dieser Stelle kann dann nichts anderes mehr wachsen, sie nimmt also wertvolleren Pflanzen den Platz weg.

Als „invasiv“ kann sie aber wegen ihrer geringen Ausbreitung außerhalb von Gärten nicht bezeichnet werden.

Aber: Auch wenn sie nicht als invasive Pflanze eingestuft wird, verdrängt sie sowohl in der Natur als auch in Gärten Pflanzen, die eigentlich eine wertvolle Nahrungsquelle für früh fliegende Insekten darstellen würden.

Dennoch wird sie in erschreckend großer Zahl aktiv angepflanzt.

Weiße Forsythie, Schneeforsythie oder gelbe Forsythie? Sie nimmt hier an einem Fluss heimischen Arten Lebensraum weg.
Sie nehmen heimischen Arten den Platz weg

Weg mit der Forsythie: Aus dem Garten entfernen

Aber was kann man gegen diese ungeliebte Pflanze tun?

Eine meiner ersten Amtshandlungen, als ich den Garten übernommen hatte, war, einen mittelgroßen Strauch rauszuwerfen. Zum Glück ließ er sich leicht entfernen.

Ich empfehle dir, dies auch zu tun, aber das ist oft leichter gesagt als getan, besonders wenn der Strauch schon mehrere Jahre alt ist. Dann musst du tief graben, um die Wurzeln rauszubekommen.

Aber die Mühe lohnt sich, denn das so entstandene Pflanzloch kannst du für wirklich wertvolle Alternativen nutzen!

Der Vergleich: weiße und gelbe Frühblüher

Warum werden so viele Forsythien gepflanzt und geschätzt, obwohl es so viele andere schöne Pflanzen gibt, die für die einheimische Flora und Fauna viel besser sind? Ist es Unwissenheit?

Vielerorts wächst das Bewusstsein, dass auch im eigenen Garten Wildbienen und andere Insekten gezielt unterstützt werden können. Dazu muss man sich aber aktiv informieren und mit Alternativen auseinandersetzen.

Ein kleines Rechenbeispiel.

Nehmen wir zur Vergleichbarkeit eine Skala aus der Imkerei, mit der man Pollen- und Nektarwerte einer Pflanze grob vergleichen kann.

Hier habe ich die genannten Forsythien und drei Frühblüher-Alternativen aufgelistet, die auch gelb oder weiß blühen.

PflanzeNektarwertPollenwert
Gelbe Gartenforsythie00
Schneeforsythie3/4 (gut)1/4 (gering)
Kornelkirsche3/4 (gut)2/4 (mittel)
Schlehe3/4 (gut)2/4 (mittel)
Sal-Weide4/4 (sehr gut)4/4 (sehr gut)
Vergleich der Nektar- und Pollenwerte

Du siehst, bei der gelben Forsythie ist nichts zu holen, die Schneeforsythie schneidet schon deutlich besser ab. Aber Kornelkirsche und Schlehe sind der weißen Forsythie schon knapp überlegen. Nur die Weide schlägt alle um Längen!

Doch was macht die hier genannten drei Frühblühern – über ihren Pollen- und Nektarwert hinaus – zu der besseren Alternative zur Forsythie?

Drei früh blühende Alternativen zur Forsythie

In unseren Breitengraden gibt es viele Gehölze, die nicht nur schön aussehen, sondern auch für die heimische Tierwelt nützlich sind.

Denn oft sind z.B. Wildbienen oder Raupen auf bestimmte einheimische Pflanzen spezialisiert. Das heißt, ihr Überleben hängt von diesen Pflanzen ab.

Du kannst dir das so vorstellen: Diese Insekten sind im Laufe der Evolution eine enge Partnerschaft mit den Pflanzen eingegangen. Sie kommen nicht mehr ohne einander aus.

Wir können diesen Liebesbeziehungen in unseren Gärten ein kuscheliges Liebesnest geben! Das geht zum Beispiel ganz einfach mit einem dieser drei wunderbaren Frühblühern, die du anstelle einer Forsythie pflanzen kannst.

Kornelkirsche

Muss es gelb sein und früh im Jahr blühen? Dann gibt es diese Kandidatin, die oft als Alternative zur Forsythie genannt wird: die Kornelkirsche (botanischer Name: Cornus mas). In Österreich auch als Dirndlstrauch oder Gelber Hartriegel bekannt.

Der kleine Baum oder Strauch wird 2 – 6 m hoch und hat bezaubernde gelbe Blüten.

Ihre inneren Werte: Sie bietet 3 Wildbienen-Arten Nektar und/oder Pollen. 3 Raupenarten und 11 Schwebfliegenarten nutzen die Kornelkirsche als Nahrungsquelle, Lebensraum und Kinderstube.

Kornelkirsche in der Blüte. (Quelle: commons.wikimedia.org, Lizenz: CC 0)

Schlehe

Die Schlehe (botanischer Name: Prunus spinosa) ist auch unter den Bezeichnungen Schleh(en)dorn, Sauerpflaume, Heckendorn, Schwarzdorn oder – welch edler Name – Deutsche Akazie bekannt.

Sie wird bis zu 2,5 Meter hoch und wächst relativ blickdicht. Außerdem ist sie sehr robust und pflegeleicht. Frühlingsgefühle weckt sie ab März, wenn sie noch vor dem Laubaustrieb ihre weißen Blüten zeigt.

Auch ihre Werte können sich sehen lassen: Sie bietet 51 Wildbienen Nektar und/oder Pollen, 7 Schmetterlingsarten und 149 Raupenarten, von denen sich sogar 18 auf die Schlehe spezialisiert haben.

Die weiße Pracht der Schlehe (Quelle: commons.wikimedia.org, Lizenz: CC 0)

Sal-Weide

Du möchtest das pure Leben in deinen Garten holen und hast etwas mehr Platz? Dann ist die Sal-Weide (botanischer Name: Salix caprea) genau das Richtige für dich. Ihre Blüten sehen zwar ganz anders aus als die der Forsythie, aber ihre puscheligen gelben Kätzchen erscheinen auch schon im März.

Ihr Wert für die heimische Tierwelt ist rekordverdächtig: Sie bietet 41 Wildbienenarten Pollen und/oder Nektar, darunter 10 Wildbienenarten, die auf Wiesen angewiesen sind.

Hinzu kommen 30 Schmetterlingsarten und 198 Raupenarten, von denen 49 auf die Salweide spezialisiert sind, d.h. genau diese Art für ihre Entwicklung benötigen. Darüber hinaus bietet sie Lebensraum für viele Schwebfliegenarten, Käfer etc.

Sal-Weiden mögen es frisch bis feucht. Wenn sie einen guten Platz in der Sonne oder im Halbschatten gefunden haben, sind sie sehr pflegeleicht.

Die Kätzchen der Sal-Weide (Quelle: commons.wikimedia.org, Lizenz: CC 0)

Fazit zum Alptraumbusch Forsythie

In diesem Artikel hast du erfahren, warum es keine gute Idee ist, sich eine Forsythie in den Garten zu holen. Vor allem von der gelben Forsythie solltest du die Finger lassen.

Auch wenn die Schneeforsythie edel aussieht und nicht in jedem Garten zu finden ist: Auch sie ist keine gute Wahl für die Insektenwelt.

Das Schlimme an der gelben Forsythie ist, dass der schöne Schein nur „Fake“ ist. Sie ist für die Natur völlig nutzlos und führt Insekten in die Irre.

Ja, bei der Schneeforsythie gibt es etwas zu holen, was den Pollen- und Nektarwert betrifft. Aber da sie aus Korea stammt, können unsere heimischen Insekten wenig bis gar nichts mit ihr anfangen.

Zusammenfassend kann ich nur sagen, dass ich es erschreckend finde, an jeder Ecke Forsythien zu sehen, die wahrscheinlich mit guten Absichten gepflanzt wurden. Ich hoffe, ich konnte dich mit meiner Abneigung gegen den „Alptraumstrauch“ Forsythie überzeugen, darüber nachzudenken, diese Pflanze aus deinem Garten zu entfernen oder erst gar nicht zu kaufen.

Mit der Kornelkirsche, der Schlehe und der Sal-Weide hast du drei einheimische Kandidatinnen kennengelernt, die der Forsythie weit überlegen sind. Als einheimische Gehölze bieten sie vielen Wildbienen, Schmetterlingen und ihren Raupen Nahrung und Lebensraum. Ihnen bietest du damit ein kuscheliges Liebesnest.

Und jetzt: Ab in den Garten! 💪🌱


Die Forsythie ist nur einer von vielen Pflanzen, die du dir besser nicht in deinen Garten holen solltest.
In dieser NO-BUY-LISTE habe ich dir 18 problematische Fehlkauf-Pflanzen zusammengestellt.
+ BONUS


*Die invasiven gebietsfremden Arten der Unionsliste der Verordnung (EU) Nr. 1143/2014 – Dritte Fortschreibung 2022 – Stefan Nehring und Sandra Skowronek BfN-Schriften, Nr. 654, 2023, Bundesamt für Naturschutz
**Gebietsfremde Arten in der Schweiz. Übersicht über die gebietsfremden Arten und ihre Auswirkungen. Lea Amacher, Irene Künzle, Gian-Reto Walther, Bundesamt für Umwelt (BAFU), Stand 2022

Quelle der weißen Forsythie im Titelbild: commons.wikimedia.org; Autor: Yoko Nekonomania; Creative Commons Attribution 2.0 Generic license. Änderungen: unverändert in Collage eingefügt.


Nach oben scrollen