Warum dein Garten ohne Sommerflieder schmetterlingsfreundlicher ist

Du möchtest etwas für die Schmetterlinge tun und hast deshalb einen Sommerflieder im Garten? Wie schön, dass dir die Schmetterlinge so am Herzen liegen. Sie haben es mittlerweile echt schwer – in diesem Sommer habe ich erschreckend wenige gesehen. Also, es ist Zeit, etwas für sie zu tun! Aber ist der Sommerflieder dafür die richtige Maßnahme?

Ob der Sommerflieder tatsächlich eine geeignete Schmetterlingspflanze ist, erfährst du in diesem Artikel. Zwar wird er oft als Schmetterlingsmagnet gefeiert, aber in diesem Beitrag zeige ich dir, warum er für Schmetterlingsraupen nicht die ideale Wahl ist. Du lernst, warum ein Umdenken im Garten notwendig ist und was du mit deinem Sommerflieder tun kannst.

Wie du deinen Garten tatsächlich schmetterlingsfreundlicher gestalten kannst, siehst du abschließend anhand 5 praktischer Ideen. Sie sind super einfach umzusetzende Erste-Hilfe-Maßnahmen für diese bezaubernden Wesen.

Warum der Sommerflieder mehr verspricht, als er für Schmetterlinge hält

Der Sommerflieder – der übrigens auch Schmetterlingsflieder oder Schmetterlingsstrauch genannt wird – wirkt besonders verlockend auf Schmetterlinge. Doch der schöne Schein trügt, denn zum einen kann er zum Problem für die Natur werden. Er breitet sich ungehindert außerhalb deines Gartens aus. Warum das so ist, habe ich in diesem Beitrag beschrieben: Schmetterlingsflieder im Garten: Die ungeschönte Wahrheit über seine Standortvorlieben + 7 Alternativen.

Zum anderen wird er seiner Rolle als „die Schmetterlingspflanze“ nicht gerecht. Das wird deutlich, wenn du dir den Nektargehalt und die Kinderstube der Schmetterlinge anschaust. Darum geht es jetzt in den nächsten beiden Abschnitten. Bevor ich dir zeige, was du tun kannst, solltest du schon ein Exemplar in deinem Garten haben.

Täuschungsmanöver: Spärliches Nektarangebot trotz schönem Schein

Der Sommerflieder kann nicht mit dem Täuschungsmanöver meiner absoluten Alptraumpflanze – der Forsythie – mithalten. Sie führt Insekten komplett in die Irre und trägt überhaupt keinen Nektar, wie ich in dem Artikel „Ich seh gelb! Warum die Forsythie mehr schadet als nutzt“ beschrieben habe.

Nicht ganz so schlimm, aber doch trügerisch sind alle Arten des Sommerflieders: Sie duften, sehen appetitlich aus und ziehen Insekten magisch an. Doch es gibt nicht sehr viel zu holen: Denn die Blütenkelche sind mit 1,5 cm relativ tief: Etwa auf halber Höhe sowie am Bodes des Kelches sitzen wenige kleine Pollen.

Einige “Allerwelts”-Schmetterlingsarten erreichen aufgrund der Anatomie ihrer Rüssel die tiefliegenden Pollen. Auch Mini-Insekten können in die Blüte krabbeln, finden aber durch den Aufbau des Kelches nur schwer wieder heraus und sterben schlimmstenfalls.

Und: Die Blüten locken weiter, selbst wenn die kleinen Nektartröpfchen bereits vertilgt sind oder die Blüten schon abgeblüht sind. So fliegen Insekten mit langen Rüsseln von Blüte zu Blüte, um zu testen, ob dort noch etwas zu holen ist. Das verbraucht viel Energie und schwächt die emsig Suchenden.

Armutszeugnis: Die Kinder gehen leer aus

Wie du oben lesen konntest, bietet die Pflanze zwar in begrenztem Maß Nektar für erwachsene Schmetterlinge. Doch was ist mit den Kindern der Schmetterlinge? Den Raupen?

Nektarpflanzen für Schmetterlinge müssen nicht unbedingt gute Raupenfutterpflanzen sein. Denn die Schmetterlingsraupen haben spezielle Vorlieben, wenn es um ihre Nahrung geht, und nicht alle Pflanzen erfüllen diese Anforderungen.

Dies trifft auch auf den Sommerflieder zu: Er wird von nicht einer einzigen Schmetterlingsart für die Eiablage genutzt, denn er bietet keinerlei Nahrung für deren Raupen. Du siehst: Das Ziel, mit dem Sommerflieder einen geeigneten Lebensraum im Garten für Schmetterlingsarten zu schaffen, funktioniert mit diesem Busch nicht.

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Was du tun kannst, wenn du bereits einen Sommerflieder im Garten hast

Du hast ein Exemplar in deinem Garten? Ich auch und ich kann dir sagen, dass es leider nicht so einfach ist ihn loszuwerden. Das liegt daran, dass der Sommerflieder ein Flachwurzler ist, d.h. die Wurzeln befinden sich dicht unter der Erdoberfläche. Sie sind sehr ausbreitungswütig. Am allerbesten wäre es, wenn du den Sommerflieder komplett aus deinem Garten verbannst, auch wenn das vermutlich längere Zeit dauern wird.

Die schlechte Nachricht: Es reicht nicht, den Sommerflieder einfach über dem Boden abzuschneiden. Auf einen solchen Rückschnitt folgen sogenannte “Stockausschläge”, d.h. neue Triebe kommen aus dem Stumpf, der noch übrig ist. Diese werden sehr kräftig und lang.

Wenn du den Strauch komplett entfernen willst, kann dies zu jedem Zeitpunkt im Jahr erfolgen. Achte nur darauf, dass keine verblühten Blüten am Strauch sind, die sich bei der Aktion verbreiten könnten.

So gehst du Schritt für Schritt vor

1. Schneide den Strauch soweit ab, dass Du ihn noch an Ästen greifen kannst.
2. Steche mit einem scharfen Spaten blatttief einen Kreis um den Strauch, etwa 2/3 der ursprünglichen Höhe.
3. Verwende eine Grabegabel, um den Wurzelballen zu lockern.
4. Wiederhole dies bei tiefer Wurzelverankerung.
5. Hebe den gelockerten Wurzelballen aus dem Loch.
6. Bei größeren Pflanzen sind zusätzliche helfende Hände hilfreich.
7. Hilft das alles nichts, nutze eine Suchmaschine deiner Wahl und suche nach „Flaschenzug“ oder „Dreibein“ und „Wurzel ziehen“.

Gut zu wissen

• Je älter der Sommerflieder ist, desto breiter ist sein Wurzelgeflecht. Daher wirst du alle Wurzeln und Triebe wahrscheinlich nicht mit einem Mal entfernen können.
• Wenn es (noch nicht) möglich ist ihn zu entfernen, dann schneide ihn bitte vor der Blütenbildung ab. Wichtig ist, bis zum ersten Frost keine Blütenbildung zuzulassen.
• Es reicht leider nicht aus, nur die abgeblühten Rispen zu schneiden. Denn eine erste verblühte Blüte an einer Rispe kann schon Samen enthalten.
• Falls dein vorhandener Sommerflieder schon blüht, schneide die Blüten in der vollen Blüte ab, damit du den richtigen Zeitpunkt vor der ersten Samenreife erwischst.
• Bitte reinige die benutzen Geräte, die Heckenschere und den Eimer, um eine Verschleppung und damit Ausbreitung der Samen zu verhindern.
• Wie entsorgst Du die Pflanzen-Teile? Du kannst die Blätter und Äste im Garten oder in der Biotonne kompostieren. Sollten die abgeschnittenen Teile schon blühen bzw. Kapseln oder – je nach Art – Beeren ausbilden, musst du sie gut verpackt im Restmüll entsorgen. Auch Wurzelteile und den Wurzelstock gehören hier rein.
• Solltest Du weitere Jungpflanzen nach der Entfernungsaktion finden, musst du sie samt der Wurzeln ausreißen oder ausgraben.

Die Leerstelle, die der Sommerflieder hinterlässt, bietet Raum für schmetterlingsfreundliche Alternativen. Dies müssen nicht nur Pflanzen sein, sondern können auch andere naturnahe Elemente, wie z.B. Totholzhaufen sein. Sie haben einen eigenen besonderen Charme und und unterstützen den Lebenszyklus der Schmetterlinge.

Welche weiteren Erste-Hilfe-Maßnahmen du direkt in deinem Garten umsetzen kannst, findest du im letzten Abschnitt dieses Beitrags.

5 Erste-Hilfen-Maßnahmen für Schmetterlinge, die tatsächlich funktionieren

1. Hol dir echte Raupenfutterpflanzen in den Garten, Ideen findest du auf naturaDB zum Gartenthema Raupen-Futterpflanzen. Freu dich über die Fraßspuren in den Blättern – jedes Fraßloch sollte in dir einen Freudentaumel auslösen.
2. Setze auf heimische Wildblumen und -sträucher: Sie bieten den hier lebenden Schmetterlingen und Insekten ein zuverlässiges Nahrungsangebot.
3. Hol dir bessere Nektarspender für die Schmetterlinge und andere Insekten, auch hier findest du Inspiration auf naturaDB zum Gartenthema Schmetterlingspflanzen.
4. Vielfältige Strukturen schaffen: Räum deinen Garten nicht auf, sondern lasse Reisighaufen, Laub und wilde Ecken zu. Diese Abwechslung bietet Lebensraum für viele Tiere.
5. Biete Überwinterungsmöglichkeiten für Schmetterlinge: Ein trockener Schuppen, Bäume an geschützten Stellen… Die Schmetterlinge finden selbst ein gutes Plätzchen. Das Geld für „Schmetterlingshotels“ kannst du dir sparen.

Gibt es Alternativen? Bist du auf der Suche nach wild-romantischen Gehölzen, die du statt des Sommerflieders in deinen Garten pflanzen könntest? Dann schau dir die Liste an, die ich in einem anderen Blogbeitrag zusammengestellt habe: „Alternative heimische Pflanzen, die eine Hauch Romantik in deinen Garten zaubern„

Fazit

Darum ging es in dem Beitrag: Trotz seiner Beliebtheit als Schmetterlingspflanze erfüllt der Sommerflieder nicht die Bedürfnisse von Schmetterlingsraupen. Außerdem hat der Sommerflieder nur ein spärliches Nektarangebot für Schmetterlinge. Die Kinder der meisten Schmetterlingsarten, die Schmetterlingsraupen, gehen in der Regel leer aus. Sein Blattwerk bietet kein Futter für dieses sensible Entwicklungsstadium der Kinderstube.

Hast du schon einen Sommerflieder im Garten? Wenn du ihn loswerden willst, habe ich dir die entsprechende Schritt-für-Schritt-Anleitung notiert. Wichtig ist darauf zu achten, dass sich keine Samen verbreiten und nachwachsende Jungpflanzen samt Wurzel entsorgt werden.

Möchtest du tatsächlich etwas für Schmetterlinge und Insekten in deinem Garten tun, hast du die 5 Punkte an die Hand bekommen: 1. du kannst echte Raupenfutterpflanzen setzen; 2. du kannst heimische Wildblumen und -sträucher verwenden; 3. du kannst bessere Nektarspender auswählen; 4. du kannst vielfältige Strukturen im Garten schaffen und 5. du kannst Überwinterungsmöglichkeiten für Schmetterlinge anbieten.

Diese Liste kannst du mit einfachen Mitteln umsetzen. Beginne in einer Ecke und arbeite dich nach und nach vor. Damit machst du deinen Garten zum Wohlfühl-Garten – sowohl für dich als auch für Schmetterlinge, ihre Raupen und ganz viel anderes Leben, das davon profitiert.

Dein Garten – Deine Entscheidung! Und jetzt: Ab in den Garten…