Insektenfreundlicher Garten: Starte mit diesen 8 Tipps für mehr Bienen, Schmetterlinge & Co.

Mit einem insektenfreundlichen Garten leistest du nicht nur einen Beitrag zum Naturschutz, sondern setzt auch ein Zeichen gegen die monotone und pflegeintensive Gartenkultur. 

Wie das aussehen kann? Stell dir vor, dein Garten wird zu deinem prachtvoll blühenden Lieblingsplatz UND zu einem Rückzugsort für Bienen, Schmetterlinge und andere nützliche Insekten. Du hast es in der Hand: Du kannst die Artenvielfalt aktiv fördern und gleichzeitig einen pflegeleichten, nachhaltigen Raum schaffen, in dem auch du dich wohl fühlst.

In diesem Artikel zeige ich dir acht einfache Tipps für die Pflanzenauswahl, die du schnell umsetzen kannst. 

Warum die Pflanzenauswahl? Weil du hier die Möglichkeit hast, mit klaren Entscheidungen beim Einkauf schnelle Ergebnisse in deinem Garten zu erzielen. 

Du erfährst daher in diesem Artikel, wie du deinen Garten mit den richtigen Blumen in einen Magnet für Insekten verwandeln kannst – und das ohne großen Aufwand! 

Nimmst du die Herausforderung an, deinen Garten in einen Ort zu verwandeln, der das Leben feiert?


Tipp 1: Ungefüllte Blüten wählen

Du möchtest einen insektenfreundlichen Garten haben? Dann ist die Wahl der richtigen Blütenform entscheidend.

Achte darauf, dass du Sorten mit ungefüllten Blüten wählst. Warum? Weil diese natürlichen Blütenformen für viele Insekten eine wichtige Nahrungsquelle darstellen. Gefüllte Blüten hingegen können keinen Nektar bieten, Insekten gehen leer aus. 

Mehr dazu findest du in dem Artikel: Gefüllte Blüten oder ungefüllte Blüten? Was ist der Unterschied?


Tipp 2: Einheimische Stauden pflanzen

Wenn du wirklich etwas für die heimischen Insekten tun willst, achte nicht nur auf ungefüllte Blüten, sondern wähle auch heimische Pflanzen, zum Beispiel einheimische Wildstauden.

Stauden blühen nicht nur einmal und samen sich dann aus, sondern dieselbe Pflanze wächst an einem Ort und blüht jedes Jahr.

Beispiele für heimische Wildstauden gibt es viele, z.B. Löwenmäulchen, Margeriten oder Glockenblumen. 

Insektenfreundlicher Garten mit der Nessel-Glockenblume
Ein Beispiel für eine heimische Wildstaude: Die Nessel-Glockenblume

Tipp 3: Blumenzwiebeln setzen

Weitere wichtige Nahrungsquellen sind Zwiebelpflanzen wie Traubenhyazinthe (Muscari racemosum), Krokus (Crocus vernus ssp. Albiflorus) oder Schneeglöckchen (Galanthus nivalis). Sie gehören zu den ersten Energielieferanten im Frühling.

Statt der üblichen Tulpen und Co. kannst du es auch mal mit den folgenden heimischen Zwiebeln versuchen:

  • Dolden-Milchstern (Ornithogalum umbellatum)
  • Märzenbecher (Leucojum vernum)
  • Lerchensporn (Corydalis cava)

Tipp 4: Einjährige Blumen aussäen

Verwende auch Blumen, die nur einen Sommer lang blühen. Diese „Einjährigen“ sterben nach der Samenbildung ab, samen sich aber wieder aus und finden jedes Jahr einen neuen Platz in deinem Garten (wenn sie offene Bodenstellen finden). Dazu gehören z.B.:

  • Lein (Linum usitatissimum)
  • Kornblume (Centaurea cyanus)
  • Klatschmohn (Papaver rhoeas).

Tipp 5: Verwende einheimische Pflanzen

Ob Stauden, Blumenzwiebeln oder Samen von einjährigen Pflanzen – informiere dich, ob sie in deiner Region heimisch sind oder nicht. 

Wenn sie in unseren Breiten vorkommen, kannst du sie guten Gewissens in deinen insektenfreundlichen Garten holen. Denn dann kannst du sicher sein, dass die heimische Insektenwelt auf sie fliegen wird. 

Warum das so ist? Insekten, vor allem Wildbienen, sind meist auf Pflanzen spezialisiert, das heißt, sie brauchen genau diese Pflanze, um sich zu ernähren oder fortzupflanzen. Dieses „Schlüssel-Schloss-Prinzip“ hat sich über Millionen von Jahren entwickelt. Wenn wir eine Art verlieren, sterben mit ihr auch andere Arten aus, die auf sie angewiesen sind. 

Tipp 6: Pflanzen für nachtaktive Insekten integrieren

Nicht nur Wildbienen leisten gute Arbeit, auch nachts findet Bestäubung statt!

Das zeigt eine Studie mit dem Titel „Negative Auswirkungen der Urbanisierung auf Tag- und Nacht-Pollen-Transportnetzwerke“. Sie untersucht die Auswirkungen der Stadt auf den Pollenflug und stellt fest, dass ein Viertel der Bestäubung nachts durch Motten erfolgt! Sie fliegen dieselben Pflanzen an wie Wildbienen, zum Beispiel Obstbäume. Aber sie lieben auch nachtblühende Pflanzen.

Du solltest also nicht nur an die Insekten am Tag denken, sondern auch an die Nachtfalter. Wenn du also einen mottenfreundlichen Garten haben möchtest, kannst du zum Beispiel diese 3 Pflanzen wählen (es gibt aber noch sehr viel mehr):

  • Nickendes Leimkraut (Silene nutans)
  • Seifenkraut (Saponaria officinalis)
  • Katzenminze (Nepeta cataria)

Tipp 7: Futterpflanzen für Schmetterlingsraupen anbieten

Mit deiner Kaufentscheidung für heimische Pflanzen legst du den Grundstein für dein Insektenparadies. Doch Insekten haben unterschiedliche Bedürfnisse, wenn es um Nektar geht. 

Auf der einen Seite gibt es Arten, die ihre Brut mit Nektar aufziehen und deshalb eine aufwändige Brutpflege betreiben. Hier sind die Wildbienen und Hummeln zu nennen, die zur Versorgung ihrer Nachkommen besonders auf Nektar angewiesen sind. 

Schmetterlinge und die meisten anderen Insekten haben dagegen evolutionsbedingt eine andere Strategie entwickelt und sind weniger auf Nektar angewiesen. 

Ihre Herausforderung: Sie müssen ihre Fortpflanzungsaufgaben schnell erledigen, bevor sie selbst gefressen werden. 

Statt Nektar zu suchen, ist es für sie viel wichtiger, geeignete Futterpflanzen für die Eiablage zu finden. 

Für einen insektenfreundlichen Garten reicht es also nicht aus, nur Blütennektar anzubieten. Schmetterlingsraupen brauchen in der Regel andere Pflanzen als die „erwachsenen“ Schmetterlinge, die Nektar sammeln. Nektar liefert den Schmetterlingen die Energie zum Fliegen, während bestimmte Pflanzen den Raupen die Kohlenhydrate, Fette und Proteine liefern, die sie für ihr Wachstum benötigen. 

Die Raupen der Schmetterlinge brauchen also zusätzliche Futterpflanzen. Viele Raupen haben sich auf bestimmte Pflanzen spezialisiert, sind also sehr wählerisch bei der Wahl ihrer Kinderstube.

Auch hier gilt: Heimische Pflanzen eignen sich in der Regel besser als Raupenfutter als exotische Pflanzen. Auch Unkräuter und Bäume können wichtige Nahrungsquellen für Schmetterlinge sein. 

Bedenke: Hier gibt es ebenfalls Spezialisierungen, also versuche, möglichst viel in deinem Garten zu haben. Zum Beispiel Brennnesseln, verschiedene Kleesorten, Wicken, Veilchen, Knöterich, Ampfer, aber auch Gräser, um ein möglichst breites Spektrum an Schmetterlingen zu bedienen. 

Ärgere dich also nicht über Fraßspuren, sondern freue dich über die „Kinder“ in deinem insektenfreundlichen Garten: Denn ohne Raupen keine Schmetterlinge. 

Insektenfreundlicher Garten mit angefressener Brennessel
Freu dich über Fraßspuren – sie zeugen von Leben in deinem Garten!

Und vergiss auch nicht die anderen Gartenbewohner wie Käfer, Wanzen und Fliegen: Lass viele Kräuter stehen und schaffe wilde Ecken, in denen viele Insektenlarven Nahrung finden.


Tipp 8: Vermeide auf Greenwashing reinzufallen

Wenn im Handel auf dem Etikett „insekten- oder bienenfreundlich“ steht, solltest du die Finger davon lassen. Ja, das klingt hart. Aber vertraue keiner dieser Aussagen.

Dieses Label wird gerne von cleveren Marketingabteilungen vergeben und fällt unter „Greenwashing“, also dem eigenen Produkt einen naturfreundlichen Anstrich zu geben, um mehr zu verkaufen. 

Prüfe daher unbedingt z.B. mit NaturaDB, ob es sich tatsächlich um eine heimische Pflanze handelt: Einfach Pflanzennamen eingeben, Ergebnis auswählen, gleich oben erscheint, ob es sich um eine heimische Pflanze (grün), einen Neophyten (orange) oder einen invasiven Neophyten (rot) handelt. Von orange und rot würde ich die Finger lassen. Die sind nichts für heimische Insekten. Rot kann sich sogar so stark ausbreiten, dass sie natürliche Standorte überwuchern. 


Ein insektenfreundlicher Garten ist ein lebendiger, pflegeleichter Rückzugsort für Bienen, Schmetterlinge und Co. Indem du deinen Garten naturnah gestaltest, unterstützt du die Artenvielfalt und schaffst ein blühenden Lebensraum für dich und die Natur. 

Die acht Tipps auf einen Blick

  • Tipp 1: Ungefüllte Blüten wählen: An gefüllten Blüten, die komplett aus Blütenblättern bestehen, finden Insekten keine Nahrung.
  • Tipp 2: Einheimische Stauden pflanzen: Sie bieten Nektar und Pollen für viele Insekten und sind an unser Klima angepasst.
  • Tipp 3: Blumenzwiebeln setzen: Frühblüher bieten Insekten schon früh im Jahr wertvolle Nahrung.
  • Tipp 4: Einjährige Blumen aussäen: Sommerblumen wie Kornblumen und Klatschmohn bieten Insekten Nektar.
  • Tipp 5: Verwende einheimische Pflanzen: Wähle immer Pflanzen, die für heimische Insekten besser geeignet sind als exotische Arten.
  • Tipp 6: Pflanzen für nachtaktive Insekten integrieren: Mit nachtblühenden Pflanzen bietest du auch nachtaktiven Bestäubern Nahrung.
  • Tipp 7: Futterpflanzen für Schmetterlingsraupen anbieten: Setze gezielt Raupenfutterpflanzen ein, damit Schmetterlinge ihren Nachwuchs bei dir aufziehen können.
  • Tipp 8: Vermeide auf Greenwashing reinzufallen: Verlasse dich nicht auf das Label „bienenfreundlich“ – prüfe immer, ob es sich wirklich um einheimische Pflanzen handelt.
Insektenfreundlicher Garten mit gelbem Löwenmaul
Das Löwenmäulchen ist eine heimische Wildstaude für den insektenfreundlichen Garten.

Wenn du beim nächsten Einkauf auf ungefüllte Blüten, heimische Pflanzen und Raupenfutter achtest, leistest du einen wertvollen Beitrag zum Erhalt der Insektenpopulation.

Gleichzeitig schaffst du dir einen schönen, blühenden und pflegeleichten Garten. Lass deshalb bei deiner nächsten Kaufentscheidung den/die Insektenversteher*in in dir entscheiden und stärke so das Leben in deinem insektenfreundlichen Garten.

 Dein insektenfreundlicher Garten lässt es blühen!
Dein insektenfreundlicher Garten lässt es blühen!

Mit diesen Tipps machst du deinen Garten zu einem Ort, der das Leben feiert und gleichzeitig nachhaltig gepflegt werden kann. Bist du bereit, deinen Garten naturnah zu gestalten? Dann fang jetzt an und schaffe ein blühendes Zuhause für unsere Insektenwelt!


Eine Liste mit Pflanzen, die dein insektenfreundlicher Garten nicht braucht: die NO-BUY-LISTE mit 18 problematische Fehlkauf-Pflanzen.


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