Das letzte Gartenjahr war geprägt von viel Arbeit, sehr vielen Ideen und noch mehr Freude. Dieser Jahresrückblick 2022 präsentiert Gartenprojekte wie den Bau einer Trockenmauer und einer Totholzhecke, unterschiedliche Neuanschaffungen sowie das absolute Highlight: Die Prämierung als einer der schönsten naturnahen Gärten im Landkreis! Daher gibt’s hier auch das Wichtigste aus meiner Bewerbung und der Preisverleihung.
Die Eckdaten: Der Garten umfasst ca. 295 qm und gehört zu einem Haus aus dem Jahr 1933. In diesen 90 Jahren wurde der Garten von den unterschiedlichen Bewohnern für Tierhaltung, Selbstversorgung und Freizeit genutzt. Erst seit drei Jahren wird er von meiner Familie und mir umgestaltet, indem wir viele naturnahe Elemente integrieren.
Rückblick auf meine Gartenziele 2022
- Ziel 1: Ein Trockenmauer-Beet um den Kirschbaum anzulegen und es lila-gelb zu bepflanzen …das Projekt Mauer hat geklappt – die Farbkombination leider nicht, dafür wurde das Beet sehr bunt und insektenfreundlich! (Alle Details im folgenden Abschnitt zur „Trockenmauer“)
- Ziel 2: Endlich einen Holunder haben! …ich habe ihn gesetzt, aber ihm war es in diesem Sommer wohl zu heiß. Nun hat er ein schattigeres Plätzchen bekommen. Hoffentlich erholt er sich.
- Ziel 3: Ab März regelmäßige Gartenpartys… …das war doch etwas zu früh avisiert, es war einfach noch zu kalt. Schöne Nachmittage und Abende im Garten waren erst später im Gartenjahr möglich.
Um den Kirschbaum rum: Trockenmauer
Der Garten hat eine leichte Hanglage, die wir mit Terrassierungen abzufangen versuchen. Der Kirschbaum befindet sich in der Mitte des Grundstücks, um den wir ein rundes Beet anlegen wollten. Als Material wählten wir gebrauchte Bruchsteine aus Marburger rotem Sandstein. Anfang des Jahres legten wir das Beet auf der vorhandenen Terrasse an, dazu wurden vorab einige Terrassenplatten entfernt. Neben begrünten Fugen ließen wir extra große Ritzen und legten im Inneren Höhlen mit Sand an. Das neu gewonnene Beet wurde mit Stauden bepflanzt. Da ich noch Dahlienknollen aus dem Vorjahr überwintert hatte, durften sie als erste einziehen. Ergänzt wurden sie durch kleine – überwiegend heimische –Stauden. Auf der Rückseite des Beetes ergänzten wir die Kreisform mit alten Schamottsteinen, die auf unsrem Grundstück überall zu finden sind.
Die Totholzhecke
Im März bauten wir eine Totholzhecke. Eine TotholzECKE hatten wir schon, nun musste noch eine Hecke her. Ein Teil unserer Thujahecke wich zugunsten der Totholzhecke. Dazu orientierten wir uns am Tipp von Markus Gastl in seinen #machsnachhaltig-Ratgeber „Mehr Natur im Garten„: Die Thujen wurden einfach entastet und als Halterungen für die geschichteten Äste benutzt. Das funktionierte erstaunlich gut. Die weitere Recherche ergab, dass die Hecke darüber hinaus 2,50 m lange Begrenzungspfähle braucht. Diese gab es im Baumarkt leider nur behandelt. Besser wären natürlich unbehandelte und damit giftfreie Hölzer. Ich habe mich mittlerweile damit abgefunden, da die Hecke einen schattigen Platz hat und so etwas länger hält. Zusätzlich pflanzte ich zwei Gehölze direkt in die Hecke, wobei ein Strauch den Sommer nicht überstanden hat. Eine Igelbehausung wurde auch direkt integriert, aber so, dass sie noch zum Reinigen geöffnet werden kann.
Neuer Mulchversuch: Schafwolle
Nachdem ich überall von Schafpellets und mit Schafwolle angereicherter Erde gelesen hatte, wollte auch ich die Vorteile von Schafwolle nutzen. Ein Schäfer aus dem Dorf hat mir Wolle von ein bis zwei Tieren überlassen. Diese zupfte ich in kleine Stücke und arbeitete zum Teil in die Erde ein, zum Ausstopfen von Ritzen bei kleinen Pflanzkisten genommen oder zum Mulchen verwendet. Das sah kuschelig aus. Bei den Erdbeeren hat die Schafwolle den gleichen Zweck erfüllt wie Stroh: Die Früchte liegen nicht auf der Erde auf. Ein weiterer Vorteil: Beim anderen Gemüse ist die Erde nicht so schnell ausgetrocknet. Angeblich hält der Geruch auch Schnecken fern, dieser verfliegt aber nach kurzer Zeit. Der Nachteil: Danach fühlen sich die Schecken unter den feuchten Wollwürsten wohl.
Bewerbung „Schönster naturnaher Garten“
Der Landkreis Gießen hat naturnahe Gärten ausgezeichnet, um fragwürdigen Trends – nach „ordentlichen“ Flächen und „pflegeleichten“ Schottergärten – etwas entgegenzusetzen. Die Ausschreibung enthielt viele Kriterien, die ein Naturgarten aufweisen sollte. An diesen orientierte ich mich bei meiner Bewerbung, außerdem setzte ich mich in der Bewerbung mit dem Begriff „naturnaher Garten“ auseinander. Dazu beschäftigte ich mich mit der Leitfrage „Was macht einen naturnahen Garten aus?“ in drei Unterfragen, die ich für unseren Garten beantwortete:
- Vielleicht die Dinge, die nicht getan werden?
- Vielleicht die Dinge, die dort keinen Platz finden?
- Vielleicht die Dinge, die hinzukommen?
Zu 1. Dinge, die wir nicht getan haben: Vieles, was wir nach unserem Einzug erneuern wollten, wurde nicht realisiert. Und das ist ein Gewinn: Der Hof aus alten Fehlbrand-Schamott-Steinen wird nicht neu gepflastert, sondern bleibt mit seinen breiten Fugen bestehen; am Haus fühlen sich Stockrosen wohl; den Schuppen reißen wir nicht ab, sondern „öffneten“ ihn. Dahinter leben vermutlich Fledermäuse, hier findet die ganzjährige Vogelfütterung statt und er bietet Unterschlupf und Nistplätze für Tiere und Insekten. An ihm klettern jedes Jahr sehr alte Weinstöcke. Im Garten bleiben der Kirschbaum, Haselnussstrauch und der alte morsche Apfelbaum stehen.
Zu 2. Dinge, die dort keinen Platz finden: Invasive Neophyten wir kanadische Goldrute, Lupinen oder Berufkraut werden regelmäßig gejätet, dafür dürfen Brennnesseln, Klee und Giersch blühen.
Zu 3. Dinge, die hinzukamen: Seit den letzten drei Jahren sind viele neue Elemente eingezogen, um die Artenvielfalt gezielt zu fördern: Eine Blumenwiese ist der Mittelpunkt des Gartens, dort blühen Hornklee, Lein, Kornrade, Natternkopf, Wegwarte, Schafgabe und vieles mehr. Ein neuer Teich bietet Wasser- und Sumpfpflanzen Platz, Insekten und Vögel nutzen ihn als Tränke.
Die Preisverleihung
Unter 50 Einsendungen gehörte unser Garten zu den drei prämierten Gewinnergärten. Unser Garten hat den 3. Platz erreicht.
Die Preisverleihung fand im Garten der Gewinnerin, Anke Leins, statt. Sie hat einen beeindruckenden Naturgarten ein sehr steiler Südhanglage geschaffen. Hier zeigen sich die klimatische Entwicklungen, die noch vor uns liegen, schon heute extrem. Ihren Ansatz beschreibt sie auf ihrer Webseite www.zukunft-garten.de:
Ein echter Zukunftsgarten muss den kommenden Klimaveränderungen trotzen, gleichzeitig die Artenvielfalt fördern und unser Bedürfnis nach Erholung erfüllen. Er ist niemals ein statisches Endergebnis einer Planung, sondern immer ein dynamischer Garten, der sich durch eine große Vielfalt an Pflanzen und Strukturen wechselnden Bedingungen anpassen kann.
Anke Leins
Auf folgenden Seiten und Medien wurde über die Preisverleihung berichtet:
- „Drei Gärten für ihre biologische Vielfalt ausgezeichnet“ Pressemitteilung der Landkreises Gießen
- „Ein Garten der Zukunft“ im Gießener Anzeiger
- „Paradies am Vetzberghang“ in der Gießener Allgemeinen
- „Gartenparadiese“ in „der neue Landbote“
- Kolumne des Bürgermeisters in den Staufenberger Nachrichten
Inspirationen
2022 entdeckte ich zum ersten Mal das Angebot der offenen Gärten und andere Gärten besucht. Im Juni fand ich über die „Offene Gartenpforte Hessen“ nicht weit von uns den Laden und das Café „Daniels“. Der dazugehörige Garten ist einer der beeindruckendsten Gärten, die ich bisher gesehen habe: Ein riesiger naturbelassener Schwimmteich an alten Gemäuern, davor eine einladende Terrasse mit viele Sitzmöglichkeiten.
Über die Aktion „Gärten für Zaungucker“ in Marburg und Umgebung bin ich auf den Stadtgarten von Hobbygärtnerin Silvia Geiger in Marburg aufmerksam geworden. Er liegt am Rande eines alten Sandsteinbruchs, erinnert an einen Bauerngarten und wurde bis ins kleinste Detail liebevoll ausgestaltet. Hier habe ich vor allem den Wunsch nach Ramblerrosen und Rosenbögen mitgenommen. Dazu im folgenden Abschnitt mehr…
Ramblerrosen
Ich freundete mich in den letzten Jahren mit zwei vorhandenen wilden Rosen an, die sich selbst gesät hatten und extrem gewuchert waren. Während ich die Jahre zuvor versucht hatte sie zu stutzen und irgendwie im Zaum zu halten, arrangierte ich mich dieses Jahr mit den beiden. Sie bekamen Rankgerüste, wurden sanft in neuen Bahnen geführt und nicht mehr geschnitten. Außerdem freute ich mich über die Hagebutten als Deko.
Eine der wilden Schönheiten hat als Begleiterin eine ungefüllte Ramblerrose Filipes Kiftsgate® zur Seite bekommen und ich freue mich aufs kommende Jahr, wenn sie um die Wette blühen (dann gibt’s im Jahresrückblick 2023 hoffentlich auch Fotos). Weitere ungefüllte oder halbgefüllte Ramblerrosen durften im Herbst als Bioland-Wurzelware in den Garten einziehen:
- Christine Helene
- Guirlande d `Amour
- Rosa helenae
Ertrag: Gemüse und Obst
Da wir dem Konzept des Drei-Zonen-Gartens folgen, integrierten wir kleine Ertragszonen. In Hochbeeten und Kisten auf Kinderhöhe gärtnern wir gemeinsam. Dieses Jahr konnten wir Äpfel, Pfirsich, Gurken, Bohnen, Zucchini, Radieschen, verschiedenste Sorten Erdbeeren, Salat, Tomate, Kapuzinerkresse, Topinambur und ganz viel Mangold ernten. Leider liegen einige unsere Beete etwas schattig, da die Sonnenplätze für die Blumen reserviert sind. Daher müssen wir Einbußen im Ertrag in Kauf nehmen.
Neue Gehölze
Unser Garten beheimatet Thuja, Flieder und sehr viel Bambus. Leider sind sie keine Bereicherung für einen naturnahen Garten. Einen Teil wurde daher ersetzt, z.B. durch die genannte Totholzhecke. Eine Forsythie mussten für heimische Gehölze weichen. Ein Lorbeerbusch wurde samt Wurzel vernichtet, jedoch kämpfe ich weiter gegen viele kleine Triebe. Ein Fliederbusch wurde abgesägt und wir entziehen dem Stumpf gerade das Licht. Gegen die vielen kleinen Triebe nutze ich umgedrehte Blumentöpfe, um sie auszuhungern.
Ich setzte dort, wo Platz war oder neu entstanden ist, überwiegend heimische Gehölze. Dazu zählen zum Beispiel ein Faulbaum, eine Schlehe, ein Schwarzer Holunder, ein Eingriffliger Weißdorn und ein wintergrüner Liguster. Leider verlor ich den Überblick, was ich wo hingesetzt hatte. Einige Gehölze überlebten den Sommer leider nicht. Die anderen sind gut angegangen.
Meine drei Lieblingsgarten(deko)elemente
- Insektenhotel, Anfertigung auf Wunsch über etsy, farblich passend zu meinen Blumenkübeln.
- Bienenstein terracotta von www.wildbiene.com
- Rosenbogen als Eingangstor zum Garten
Drei wichtige Webseiten 2022
- NaturaDB: Die umfangreiche Datenbank NaturaDB hilft die passenden Pflanzen für Garten, Terrasse oder Balkon zu finden und zeigt anschaulich den ökologischen Wert der einzelnen Pflanzen. Bevor ich eine Pflanzenbestellung abgebe, konsultiere ich NaturaDB. Eine sehr nützliche Funktion sind die „Listen„. Ich habe bereits einige angelegt: z.B. für die Begrünung einer Pergola im kommenden Jahr.
- Hortus Netzwerk: Ohne das Hortus-Netzwerk und die Idee des Drei-Zonen-Gartens wäre unser Garten heute nicht so vielseitig. Das Konzept ist immer wieder Referenzpunkt bei allen Überlegungen. Die Vorstellung unseres Gartens im Forum des Netzwerks: Hortus Mittelweg
- Nordischer Garten: Hier möchte ich den youtube-Kanal von nordischer-garten.at hervorheben, insbesondere die Portraits anderer Gärten sind sehr gelungen, z.B. zum Thema Waldgarten.
Was gab’s noch?
Meine offenen Fragen für 2023
- Dahlien: Ob sie den Frost überleben?
- Klappertopf: Wird der Halbschmarotzer aufgehen und helfen, die Blühwiese weiter abzumagern?
- Wasserdost: Hat er den Umzug an den Teich überlebt und freut er sich über ein schattigeres Plätzchen?
Meine Gartenziele für 2023
- Blumenzwiebeln: Freue mich auf die Zwiebeln, die ich noch schell im November gesetzt hatte. Das waren Gartenkrokusse, Narzissen, Winterlinge, kleine weiße Traubenhyazinthen und Blau-Lauch. Zum Glück fand ich sie in Bioqualität.
- Zaunrübe: Gegen Ende des Jahres säte ich Samen der Zaunrübe in die Totholzhecke, in der Hoffnung, dass dieser Kaltkeimer kommendes Jahr die Hecke begrünt und die hoffentlich die Zaunrüben-Sandbiene anzieht.
- Pergola: Eine Pergola über die Terrasse bauen und mit geeigneten neuen Rankpflanzen begrünen, um mehr Schattenbereiche zu gewinnen.
- Wildstauden: Weitere Rasenfläche in Staudenbeete umwandeln und diese naturnah bepflanzen. Viele tolle Pflanzbeispiele fand ich im Buch von Brigitte Kleinod und Friedhelm Strickler „Schön wild! Attraktive Beete mit heimischen Wildstauden im Garten„.
Mein Motto für 2023
Nach diesem heißen Sommer kann es nur ein Motto geben: „Schatten schaffen und blühen lassen!„
P.S.: Ein ganz großes Dankeschön an Judith Peters für Ihre große Aktion „Jahresrückblog2022“, ohne sie wäre dieser Blog und Artikel nicht entstanden.