Rosengarten anlegen

Vom Rosengarten zum Naturgarten? Von über 200 Rosensorten zu natürlichen Kreisläufen

Als Anette 2006 mit ihrer Familie nach Rosenthal zog, wusste sie, dass ihr Garten ein Rosengarten werden sollte. Denn was wäre Rosenthal ohne viele blühende Rosen? Und wenn Anette sich etwas vornimmt, dann verfolgt sie dieses Ziel konsequent.

Innerhalb weniger Jahre hatte sie eine beachtliche Sammlung von gut 200 verschiedenen Zuchtsorten aus aller Welt zusammengetragen. Doch irgendwann kam der Punkt, an dem Gartenarbeit und Sammelleidenschaft nicht mehr zusammenpassten.

Anette bringt es auf den Punkt: „Gärtnern gegen die Natur kostet viel Mühe und Geld, bringt aber nicht den gewünschten Erfolg“. Was nach dieser Erkenntnis folgte, ist in diesem Blogbeitrag zu lesen.

Anettes Weg zeigt, dass sich ein Garten mit den neuen Erkenntnissen der Gärtnerin verändern und wachsen kann. Heute hat sie einen wunderbar verwunschenen Naturgarten, in dem sie mit der Natur arbeitet und nicht mehr gegen sie.

Und trotzdem ist Anettes Lieblingsblume die Rose und davon hat sie auch noch ganz viele in ihrem Garten. Aber lies selbst…

Rosengarten anlegen

Ein Rosengarten für die Sammelleidenschaft

Antje: Liebe Anette, herzlichen Dank, dass du mir deinen Garten gezeigt hast und mir nun mehr über deinen Weg mit deinem Garten erzählst. Meine erste Frage: Seit wann hast du diesen Garten und wie sah er am Anfang aus?

2006 haben wir das Haus und einen Teil des Gartens (900 qm) gekauft. 2008 hatten wir das Glück, das Nachbargrundstück (950 qm) dazukaufen zu können.

Der erste Teil um das Haus war lieblos gestaltet mit einer Kirschlorbeerhecke, Rollrasen und maulwurfshügelähnlich aufgeschichteten Steinen zur Hangbefestigung. Das dazu gekaufte Grundstück diente als Lagerplatz für Baumaterialien, Bauschutt und Baumaschinen der Nachbarn.

Der Garten beim Kauf des Hauses 2006.

Antje: Welche Bilder von einem Garten hattest Du damals im Kopf? Hast Du sie umgesetzt?

Mein Traum war ein verwunschener Garten mit verschiedenen Räumen, wo es an jeder Ecke etwas Neues zu entdecken gibt. Ich glaube, das ist mir gelungen.

Am Anfang war mir ein Rosengarten besonders wichtig. Ich wollte eine große Sammlung verschiedener Sorten und Arten anlegen. Also habe ich lange Wunschlisten aus allen Rosenbüchern und Katalogen herausgesucht. Schließlich gelang es mir, eine Sammlung von 300 Rosen in 200 Sorten in meinem Garten aufzubauen.

Doch leider waren viele dieser Rosen, vor allem die englischen, für den Standort nicht geeignet. Das zeigte sich daran, dass sie sehr krankheitsanfällig waren.

Der Garten 2008 mit einer großen Rosensammlung.

Rückblickend war das Gärtnern gegen die Natur. Ich musste mir eingestehen: Gärtnern gegen die Natur kostet viel Mühe und Geld, aber bringt nicht den gewünschten Erfolg. Das habe ich in all den Jahren gelernt.

Viele der hochgezüchteten Pflanzen mussten nach und nach den Garten verlassen. Nur die, die ohne aufwendige Pflege robust und gesund blieben, durften bleiben.

Rodengarten anlegen – als Naturgarten
Der Garten am Haus Ende Juni 2024.

Gärtnerische Herausforderungen und beunruhigende Beobachtungen

Antje: Welche Pflegeroutinen bestimmten früher deinen Alltag?

Rasen mähen, Staudenbeete mit Rindenmulch abdecken und Schnecken absammeln waren früher meine Hauptbeschäftigungen im Garten.

Antje: Was war damals die größte Herausforderung?

Die größte Herausforderung war der extrem steile Hang und der sehr schlechte Boden, der lehmig und mit Steinen durchsetzt war. Die Spitzhacke war mein ständiger Begleiter.

Gärtnern gegen die Natur kostet viel Mühe und Geld, aber bringt nicht den gewünschten Erfolg.

Anette aus Rosenthal

Antje: Wann hast Du angefangen Deinen Garten anders zu gestalten? Gab es einen Auslöser?

Große Flächen waren von Anfang an naturnah geplant, z.B. mit Teich und Wiese.

In der Nähe des Hauses dominierte zunächst der klassische Cottagegarten mit Buchseinfassung. Als irgendwann der Buchsbaum vom Buchsbaumpilz befallen wurde und fast alle Buchseinfassungen entfernt werden mussten, zog auch in diese Beete mit wiesenartiger Bepflanzung mehr Natur ein.

Gleichzeitig wurden die Nachbargrundstücke stärker bebaut und ich spürte deutlich, dass es immer weniger Insekten bei uns gab.

Daraufhin beschloss ich, die durch die Bebauung immer seltener werdenden Blühpflanzen in meinem eigenen Garten anzusiedeln.

Rosengarten selber gestalten

Schritt für Schritt zum Naturgarten

Antje: Wie hast du mit der Umgestaltung begonnen? Was war der erste Bereich und warum?

Der erste und wichtigste Schritt in Richtung Naturgarten war das Entfernen vieler invasiver Neophyten. Schmetterlingsflieder, Kirschlorbeer und Gemeiner Flieder habe ich konsequent entfernt. Das sollte meiner Meinung nach immer der erste Schritt sein, denn invasive Neophyten stellen eine Gefahr für Naturflächen dar.

Viele Prachtstauden, die ich in den ersten Jahren gepflanzt und mühsam hochgezogen habe, habe ich durch kräftige und gesunde einheimische Wildstauden ersetzt.

In die Rasenflächen habe ich Inseln mit Wiesenblumen wie z.B. Margeriten gepflanzt. Von dort haben sie sich im Laufe der Jahre so stark ausgebreitet, dass von der ursprünglichen Gestaltung nur noch die Rasenwege übrig geblieben sind.

Rosengarten Rosenbogen

Antje: Was würdest du heute im Garten anders machen, wenn du noch einmal von vorne anfangen könntest?

Wenn ich noch einmal am Anfang meiner Gestaltung stünde, würde ich bei allen Pflanzen darauf achten, dass es sich um einheimische Pflanzen handelt, die einen möglichst großen Nutzen für die Tierwelt haben.

Gerade bei den Bäumen und Sträuchern bedaure ich, dass ich nicht von Anfang an darauf geachtet habe, denn ein Austausch ist nach Jahrzehnten sehr schwierig.

Rosen würde ich nicht mehr nach Duft und Farbe aussuchen, sondern auf offene Blüten achten.

Und den großen Bagger, den wir am Anfang hatten, würde ich nicht mehr auf das Gelände lassen. Die Verdichtungen, die er im Unterboden hinterlässt, sind nicht mehr zu reparieren und machen vielen Pflanzen dauerhaft zu schaffen.

Antje: Worauf bist du besonders stolz?

Besonders stolz bin ich darauf, dass sich in meinem Garten einige Pflanzen wohlfühlen und stark vermehren, die in der Natur so stark gefährdet sind, dass sie auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten stehen.
Dazu gehören die Teufelskralle, das Sumpfblutauge und einige heimische Orchideenarten, die ich erfolgreich ansiedeln konnte.

Rosengarten anlegen

Anettes Tipps für deine Garteninspirationen

Antje: Woran orientierst du dich heute bei Entscheidungen, die deinen Garten betreffen?

Ich lasse mich bei jedem meiner täglichen Spaziergänge mit dem Hund in der Natur inspirieren.

Die Mitgliederzeitschrift des NaturGarten e.V. wird von mir immer mit Spannung erwartet, um neue Anregungen zu erhalten.

Auch Gartenbesuche bei befreundeten Naturgärtenden bringen immer wieder neue Impulse (und manchmal auch gleich die passenden Pflanzen dazu).

Einige gute Youtube-Videos schaue ich mir gerne an, weil sie mein Wissen erweitern. Dazu gehören:

  • Markus Burkhard berichtet aus seinem und anderen Naturgärten und gibt unzählige Tipps, wie vor der Haustür ein Paradies für Menschen, Wildbienen, Hummeln und Schmetterlinge entstehen kann. Link zu YouTube
  • Antonia H. zeigt Bilder aus ihrem wilden Garten im Lahn-Dill-Kreis in Mittelhessen mit vielen hilfreichen Informationen über seine Pflanzen und Bewohner. Link zu YouTube
  • Robin Schnögelrögel bringt in seinen unterhaltsamen Videos die faszinierende und bedrohte Welt der Insekten und Pflanzen näher. Link zu YouTube

Der Garten als geschlossenes System

Antje: Was ist dein nächstes Gartenprojekt?

Im Herbst werde ich einige nicht einheimische Ziergehölze durch einheimische Vogelsträucher ersetzen. So muss die Weigelie dem Holunder weichen, die Deuzie dem gemeinen Schneeball und die ungeliebte, nutzlose Thuja der Eberesche.

Und wie jeden Spätsommer werden wieder viele, viele Blumenzwiebeln vergraben. Denn von Frühblühern kann man nie genug haben!

Antje: Wie sieht dein Gartenalltag heute aus? Was hat sich zu früher verändert?

Früher habe ich die Beete mehr geplant, nach Farben, Blühzeiten und Höhenstaffelung. Heute beobachte ich, was die Natur von selbst wachsen lässt und wie sie Beetkompositionen schafft, die man so nie geplant hätte.

Die Arbeit im Garten besteht heute meist nur noch aus lenkenden Eingriffen, um die Artenvielfalt zu erhalten: Starke Pflanzen müssen immer wieder zurückgedrängt werden, damit zarte Arten überleben können.

Außerdem versuche ich, den Garten als geschlossenes System zu betrachten. Früher habe ich Dünger, Rindenmulch und Bodenverbesserer eingebracht und Abfälle wie Heckenschnitt und Grünschnitt mühsam aus dem Garten entfernt.

Jetzt versuche ich, das Ganze als Kreislauf zu bewirtschaften. Grünschnitt kommt auf den Kompost, Laub auf die Igelhaufen und die Waldbeete, Heckenschnitt auf die Totholzhecke.


Anettes Liebe für Rosen und regionale Pflanzen

Antje: Nach welchen Kriterien wählst du die Pflanzen aus?

Neuzugänge müssen einheimisch sein oder Tiere fördern, deren Ansiedlung ich unterstützen möchte.

Oft wähle ich gezielt Pflanzen aus, deren Rückgang ich in der näheren Umgebung in der Natur beobachten muss.

Hier in der Region sind es Feuchtwiesenpflanzen, die durch Entwässerung immer seltener werden, z.B. Wiesenknopf, Wiesenschaumkraut, Mädesüß und Kuckuckslichtnelke.

Antje: Welches sind deine drei Lieblingspflanzen in Deinem Garten? Warum magst Du sie besonders?

  1. Mein Herz schlägt immer noch für Rosen, diese Liebe begleitet mich seit meiner Kindheit. Schon früh habe ich mit meinem Großvater Rosen veredelt. Viele offen blühende Sorten eignen sich auch gut für eine naturnahe Bepflanzung.
  2. Meine zweite Lieblingspflanze ist die Witwenblume, die ich in großer Zahl habe. Sie gehört zu meinen Favoriten, weil sie eine extrem lange Blütezeit von April bis Oktober hat. Sie lockt viele Insekten wie Schwebfliegen, Schmetterlinge und Wildbienen an, darunter auch Spezialisten wie die Knautiensandbiene. Auch Distelfinken sind immer an den Samenständen zu beobachten.
  3. Mein Favorit ist die Wilde Karde, weil diese imposante Pflanze nicht nur im Sommer eine Augenweide ist und von vielen Tieren besucht wird, sondern weil sie auch im Winter ein schöner Blickfang im Garten ist und vielen Vögeln als Nahrung dient.
Rosengarten selbst anlegen

Natürliche Kreisläufe sind nur mit Tieren möglich

Antje: Welche Tiere leben in deinem Garten?

Es gibt unzählige Tiere, die man beobachten kann:

  • Eine große Spatzenkolonie lebt in der Hecke,
  • Igel kommen täglich zum Trinken an den einzigen Teich in der Umgebung,
  • ein Mauswiesel wohnt im Käferkeller,
  • Siebenschläfer im Gartenhaus,
  • Fledermäuse und Schwalben am Haus,
  • Blindschleichen im Kompost,
  • Molche und Erdkröten am und im Teich,
  • Schornsteinwespen haben sich in der Lehmmauer angesiedelt,
  • zahlreiche Glühwürmchen erhellen im Juni/Juli nachts den Garten
  • und vieles mehr.

Antje: Was macht dich in oder an deinem Garten glücklich?

Glücklich macht mich, dass es immer wieder Neues zu beobachten gibt. Einen Käfer zu entdecken, den ich noch nicht kannte; Grabwespen zu entdecken, die sofort das Sandarium besiedeln; der Hornissenkönigin beim Schaben an einem Stück Totholz zuzusehen; eine neue Vogelart wie den Kernbeißer am Vogelhäuschen zu Besuch zu haben.

All diese kleinen Momente machen mich glücklich und bestärken mich darin, immer mehr für die Natur im Garten zu tun. 💚

Antje: Anette, herzlichen Dank für das Gartenportrait!

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