In diesem Artikel werde ich mich mit dem Konzept der sieben Jahreszeiten beschäftigen, das von Karl Foerster eingeführt wurde. Er vertrat die Ansicht, dass sich der Gartenkalender nicht auf die traditionellen vier Jahreszeiten beschränken, sondern vielmehr die subtileren Veränderungen und Zyklen berücksichtigen sollte, die im Laufe des Jahres in einem Garten auftreten. Wie sich diese Veränderungen innerhalb der sieben Jahreszeiten in meinem Garten zeigen, werde ich im kommenden Jahr beobachten und hier dokumentieren. Dieser Beitrag dient als Einführung in das Konzept.
Zum Hintergrund
Ich habe das Buch von Isabelle Van Groeningen „Die sieben Jahreszeiten. Neue Anregungen für den Garten rund ums Jahr“ (2022) geschenkt bekommen und schnell durchgelesen. Dort nimmt die Autorin Bezug auf die Ausführungen von Karl Foerster (* 9. März 1874 in Berlin; † 27. November 1970 in Potsdam). Der Gärtner und Staudenzüchter aus Deutschland war für seine innovative Verwendung von Pflanzen – insbesondere von Gräsern – im Garten bekannt. Auf ihn geht auch die Idee der „sieben Jahreszeiten“ zurück, die auf seinen jahrelangen Forschungen und Überlegungen basiert. Van Groeningen bebildert in ihrem Buch diese Einteilung mit ihren eigenen Beobachtungen, Praktiken und Erfahrungen in ihrer Gartenakademie. Das Werk gibt daher einen guten Überblick über wichtige Arbeiten im Gartenjahr und viele Empfehlungen für Pflanzen.
Anschlussfähig an das Gärtnern mit dem Klimawandel?
Karl Foersters besondere Herangehensweise an die Gartenarbeit und sein Konzept der sieben Jahreszeiten haben die Art und Weise, wie wir über unseren Garten denken und ihn pflegen, nachhaltig beeinflusst. Er war einer der ersten, der erkannte, wie wichtig es ist, die sich verändernden Rhythmen und Zyklen der Natur zu verstehen und sich an sie anzupassen. Mit seinem Konzept der sieben Jahreszeiten betonte Foerster stark das Gärtnern im Einklang mit der Natur. Heute, da sich das Klima weiter verändert und die Auswirkungen menschlicher Aktivitäten auf die Umwelt immer deutlicher werden, ist Foersters Botschaft aktueller denn je:
„Die Blume erweist sich als größerer Pionier eines neuen Verhältnisses zwischen Welt und Seele als wir ahnen.“
Karl Foerster
Foersters Ansatz kann dazu inspirieren, Gärten anzulegen, die nicht nur schön und funktional, sondern eben auch widerstandsfähig und nachhaltig sind. In eigenen Garten muss dazu auf die besonderen Bedürfnisse und Merkmale der Pflanzen geachtet werden. In einem pflegeleichten Garten sollte hierbei der Fokus auf heimischen Arten liegen, um die Biodiversität gezielt zu fördern. Im eigenen Garten kann beispielsweise ein geeignetes Mikroklima geschaffen werden, das es heimischen Arten ermöglicht sich zu etablieren. Insbesondere angesichts der Klimaveränderungen braucht es genauen Blick auf Pflanzen, Standort, Boden und weitere Umweltbedingungen, die sich zunehmend stärker verändern. Ich hoffe, dass die sieben Jahreszeiten mich dafür sensibilisieren genau hinzuschauen und die Entwicklungen in meinem Garten achtsam zu begleiten und zu unterstützen.
Dieser Beitrag ist dementsprechend mein Grundlagenartikel und damit ein erster Schritt, um im Gartenjahr 2023 meine Beobachtungen auf die sieben Jahreszeiten in meinem Garten beziehen zu können. Die zukünftigen Artikel werden dann hier entsprechend der Jahreszeit verlinkt. Hier eine erste Übersicht über die Jahreszeiten im Einzelnen.
Die sieben Jahreszeiten im Kurzüberblick
Die erste Jahreszeit, der Vorfrühling, findet von Ende Februar bis Ende April statt und ist durch das Auftauchen zarter Frühlingsblumen gekennzeichnet, die kurz blühen und dann wieder verschwinden.


Die zweite Jahreszeit, das „Frühlingserwachen“, findet von Ende April bis Anfang Juni statt und ist durch das neue Wachstum und die Blüte der Frühlingsblumen gekennzeichnet. Foerster rät, in dieser Zeit mit der Aussaat von Samen und der Pflanzung von Jungpflanzen zu beginnen.
Die dritte Jahreszeit, der Frühsommer, umfasst den gesamten Juni bis „Siebenschläfer“. Der Monat mit dem meisten Licht im Garten lässt Stauden und Gehölze explodieren.
„Der Frühsommer im Garten enthält Reichtümer höchster Blütenschönheit, die man kaum noch überschauen kann.“
Karl Foerster
Die vierte Jahreszeit, die „Sommerfülle“, dauert von Ende Juni bis Ende August und ist durch den Höhepunkt des Wachstums und der Fülle im Garten gekennzeichnet. Foerster rät den Gärtnern, sich in dieser Zeit auf die Pflege des Gartens zu konzentrieren und ihn zu genießen.
Die fünfte Jahreszeit, der „Herbstzauber“, dauert von Ende August bis Anfang November und ist geprägt von den wechselnden Farben der Blätter und der Ernte der Herbstfrüchte. Foerster empfiehlt, diese Zeit zu nutzen, um Blumenzwiebeln zu pflanzen und den Garten auf den Winter vorzubereiten.
Die sechste Jahreszeit, der „Spätherbst“, beginnt, wenn sich die Blätter der Eiche gelb färben. Er dauert von Anfang November bis Anfang Dezember. In dieser Zeit wird der Garten durch Gräser und andere Strukturpflanzen mit schöner Laubfärbung oder Blütenständen interessant.
Die siebte Jahreszeit, die „Winterruhe“, beginnt Anfang Dezember und dauert bis Anfang Februar. In dieser Zeit ruht der Garten und erholt sich von der Vegetationsperiode. Foerster schlägt vor, diese Zeit zu nutzen, um für die kommenden Jahreszeiten zu planen.
Links und Quellen
- SPIEGEL ONLINE: „Gärtner und Poet: Karl Foerster und sein umfangreiches Werk“ von Katharina Stegelmann, 21.12.2020
- Deutschlandfunk Kultur: „Garten-Philosoph Karl Foerster. Der biegsame Staudengärtner“ von Dagmar Just, 04.05.2022
- Isabelle Van Groeningen: Die sieben Jahreszeiten. Neue Anregungen für den Garten rund ums Jahr (2022), Suhrkamp Insel Verlag
- Foerster, Karl: „Der Steingarten der sieben Jahreszeiten in Sonne und Schatten“. Herausgegeben von Verlag Eugen Ulmer. 13. Auflage. 286 Seiten.